Home Region Sport Agenda Schweiz/Ausland Magazin
Reichenburg
17.12.2020

Die Lösung gegen das Virus?

Der Reichenburger Ueli Kistler (l.) und sein wissenschaftlicher Berater Stephan Klee glauben, dass das Desinfektionsmittel Anolyte dem Virus den Garaus machen könnte. (Bild: zvg)
Der Reichenburger Ueli Kistler (l.) und sein wissenschaftlicher Berater Stephan Klee glauben, dass das Desinfektionsmittel Anolyte dem Virus den Garaus machen könnte. (Bild: zvg) Bild: zvg
Statt Maskenpflicht und Einschränkungen gäbe es durchaus andere Wege, das Coronavirus wirkungsvoll in Schach zu halten. Dieser Überzeugung ist Ueli Kistler, Hersteller des Desinfektionsmittels Anolyte.

Können wir unsere Gesundheit schützen? Gibt es heute keine Alternativen, um gesundheitliche Bedrohungen durch Viren in den Griff zu bekommen oder zumindest Ansätze aus früher Zeit heute zu testen? Diese Fragen stellte sich der Reichenburger Ueli Kistler, Chef der AquaJet AG in Wangen, die auf die Herstellung von Anolyte
– einem Desinfektionsmittel – spezialisiert ist. Seiner Meinung nach gibt es Alternativen. Bereits Mitte März habe er sich mit seiner Idee ans Bundesamt für Gesundheit (BAG) und alle Mitglieder der Gesundheitskommission sowie an Experten der Forschung gewandt, allerdings ohne Reaktion.

«Diverse veröffentlichte Arbeiten zeigen, dass die Verneblung von HOCl effektiv und sicher ist.»
Ueli Kistler, Inhaber AquaJet AG Wangen

Lösung zu Kriegszeiten erprobt

Doch wie sieht denn Kistlers Lösung aus? «Im Ersten Weltkrieg wurde zur Bekämpfung der Spanischen Grippe Desinfektionsmittel vernebelt», sagt Kistler. Im Zweiten Weltkrieg hätten britische Forschungen gezeigt, dass hypochlorige Säure (HOCl) im Kampf gegen durch Aero­sole verbreitete Infektionen besonders effektiv sei. Deshalb glaubt Kistler, dass mit Viren kontaminierte Luft auch heute erfolgreich desinfiziert werden könnte, ohne dass von Gesundheitsrisiken ausgegangen werden müsse. «Diverse veröffentlichte Arbeiten zeigen, dass die Verneblung von HOCl effektiv und sicher ist», sagt Kistler.

Wie das BAG auf Anfrage erklärt, gebe es bereits Produkte, welche für die Verneblung in einem Raum zugelassen sind. Sie seien jedoch nur für die Desinfektion von Oberflächen in bestimmten Räumen zugelassen. «Eine Desinfektion in der Luft ist viel kritischer zu betrachten», schreibt Medien­sprecher Daniel Dauwalder. Wenn man ­Viren in der Raumluft unschädlich ­machen möchte, müsste entweder per­manent oder in Intervallen eine genügend hohe Wirkstoff-Konzentration in der Raumluft vorhanden sein. «Dieser wären alle Personen im Raum ständig ausgesetzt; nicht nur die Haut, sondern auch die empfindlichen Schleimhäute von Augen und Atemwegen kämen damit unweigerlich in Kontakt.» Aus der Sicht des Gesundheitsschutzes handle es sich damit grundsätzlich um ein zu hohes Risiko für den Menschen. «Ausser wenn durch eine fundierte Risikobewertung der jeweiligen Anwendung aufgezeigt werden könnte, dass das Risiko akzeptabel ist.»

BAG verweigert Verlängerung

Auf dem von Kistler selbst hergestellten Wirkstoff HOCI baut auch sein Desinfektionsmittel Anolyte auf. «Unser Wirkstoff wird durch eine Membranelektrolyse mit Kochsalzlösung hergestellt und darf nicht mit anderen chlorbasierten Desinfektionsmitteln wie Chlorgas, Chlordioxid oder Natriumhypochlorit (Javel) verglichen werden», betont er. Trotzdem lehne das BAG die Verlängerung der Ausnahmezulassung von Anolyte für die Händedesinfektion ab. Wie eine Neubeurteilung der Situation im Juni 2020 zeigte, war laut Dauwalder hinsichtlich der Verfügbarkeit von Hände- und Flächendesinfektionsmittel keine Ausnahmesituation mehr gegeben. «In der Folge wurde die Frist für die Gültigkeit der Ausnahmezulassungen nicht mehr verlängert.» Allerdings habe man den betroffenen Unternehmen eingeräumt, die bereits hergestellten Produkte bis Ende Februar 2021 abverkaufen zu können. So auch der Firma Aquajet. Laut Dau­walder habe man der Firma aufgezeigt, wie sie vorzugehen habe und welche Daten einzureichen seien, um eine ordentliche Zulassung für die Produkte für die Händedesinfektion oder der Innenraumluft-Desinfektion zu erhalten. «Eine Zulassung kann erst erteilt werden, wenn die Beurteilung der Unterlagen zeigt, dass von der Anwendung keine Gesundheits- und Umweltrisiken ausgehen und diese Anwendung auch ausreichend wirksam ist.», so Dauwalder.

«Leider stimmt das nicht, dass uns das BAG aufgezeigt hat, wie wir eine Zulassung für die Innenraumluft-Desinfektion erhalten könnten. Wir warten seit Monaten auf diese Antwort.»
Ueli Kistler

Wissenschaftlicher Dialog verlangt

Kistler kontert: «Leider stimmt das nicht, dass uns das BAG aufgezeigt hat, wie wir eine Zulassung für die Innenraumluft-Desinfektion erhalten könnten. Wir warten seit Monaten auf diese Antwort. Und weil wir ja wissen, dass es zu Innenraumluft-Desinfektion noch wenige wissenschaftliche Arbeiten gibt, hofften wir auch auf die Unterstützung der Task-Force.» Das Mindeste, dass er verlange, sei ernst genommen und zu einem wissenschaftlich fundierten Dialog eingeladen zu werden. Seiner Meinung nach müssten die verschiedenen Forschungsgruppen verbunden werden. Es gelte, auch KMU miteinzubeziehen und nicht nur die Global Player.

Silvia Gisler, Redaktion March24 & Höfe24