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Sport
09.12.2020

Mit der Jugend gegen den Trainermangel

In den «1418coach»-Kursen werden 14- bis 18-Jährige dazu animiert, eine Trainerausbildung zu machen und somit den Vereinen erhalten zu bleiben. (Bild: zvg)
In den «1418coach»-Kursen werden 14- bis 18-Jährige dazu animiert, eine Trainerausbildung zu machen und somit den Vereinen erhalten zu bleiben. (Bild: zvg) Bild: zvg
Viele Sportvereine in der Region klagen über zu wenige Trainer. Ein neues Projekt bildet nun schon 14- bis 18-Jährige zu Hilfsleitern aus.

Sportclubs haben es heutzutage immer schwieriger, neue Leiter und Trainer zu finden. Gleichzeitig kämpfen sie auch mit dem Problem, dass viele junge Sportler dem Club im Jugendalter den Rücken kehren. Mit dem Programm «1418coach» will der Kanton Schwyz nun zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Das Projekt ist im Kanton seit Kurzem aktiv und bildet bereits 14- bis 18-Jährige zu Hilfsleitern aus.

So funktioniert das «1418coach»-Projekt

Jugendliche zwischen 14 und 18 Jahren, die in einem Schwyzer ­Sportverein dabei sind, können den zweitägigen Kurs kostenlos besuchen. Dort lernen sie die Grund­lagen des Leitens kennen und erhalten ein Diplom. Danach können sie die J+S-Leiter in ihrem Club als Hilfscoaches unter­stützen. Die Vereine erhalten für die «1418­coaches» zudem kantonale Unterstützungsbeiträge: Pro Trainingstag gibt es sieben, pro Wettkampftag fünf und pro Trainingslagertag zehn Franken. Der Kanton empfiehlt, den Betrag an die Jugendlichen weiterzugeben.

«Im Kanton Schwyz bieten wir derzeit nur ‹1418coach›-Kurse im Turnsport an», sagt Karin Strüby von der Abteilung Sport. Dort sei das Bedürfnis nach mehr Leitern und mehr jugendlichen Mit­gliedern am grössten. «Kurse für andere Sportarten kann man in Partnerkantonen absolvieren.»

Das Projekt wurde in Zürich gestartet und ist eine Ergänzung zum J+S-Modell des Bundes, das erst ab dem 18. Lebensjahr startet. Inzwischen sind schon neun Kantone dabei. Strüby hofft, dass das «Projekt mittel­fristig vom Bund über­nommen und auf alle Kan­tone aus­geweitet wird».

Damit vergrössert sich zum einen der Leiter-Pool im Kanton, zum anderen wird die Verbindung zwischen Jugendlichem und Verein gestärkt; ein Abgang wird unwahrscheinlicher. Gleichzeitig schliesst sich auch eine Lücke zu J+S-Kursen, die erst ab 18 Jahren besucht werden dürfen.

Die Grundlagen fürs Coachen gelernt

Der Kanton wollte dieses Jahr mit den «1418coach»-Kursen starten, doch bislang machte das Coronavirus dem einen Strich durch die Rechnung. Der ausgebuchte Kurs, der im Kollegi Schwyz stattgefunden hätte, musste schon zweimal verschoben werden. Trotzdem finden sich bereits einige ausserkantonal ausgebildete «1418coaches» in der Region Schwyz. So hat beispielsweise eine sechsköpfige Gruppe vom Tennisclub Küssnacht vor rund einem Monat einen Kurs im Kanton Zürich absolviert. Die 15-jährige Charlie Siebrecht aus Schwyz erzählt: «Es hat Spass gemacht, und wir haben die wichtigsten Grundlagen fürs Leiten von Trainings gelernt.» Das Ganze sei sehr spielerisch aufgebaut, ergänzt der 17-jährige William Boger aus Küssnacht. Sie und vier ihrer Kollegen haben den Kurs für Rückschlagsportarten wie Tennis oder Badminton besucht. Boger erzählt: «Wir haben verschiedene Spielformen kennengelernt. Zudem wurde uns beigebracht, wie wir am besten mit den Kindern umgehen – zum Beispiel, wie man kurz und bündig erklärt oder wie man eher unmotivierte Kinder animieren kann.»

Die Jugendlichen vom Tennisclub Küssnacht nahmen an einem «1418coach»-Kurs teil. (Pressebild) Bild: PD

Sie wollen weitermachen

Die beiden Gymnasiasten haben den Kurs auf Anraten hin vom TCK-Junioren-Verantwortlichen Alexander Kobler absolviert. «Uns sind gut ausgebildete Juniorentrainer wichtig. Zudem sind die ‹1418coaches› nachher stärker mit Sport und Club verbunden», sagt Kobler und bringt damit das Ziel des Projekts auf den Punkt.

Auch die Junioren glauben, dass dieses Konzept aufgehen könnte. «Wir waren beide schon vorher ein wenig als Assistenztrainer aktiv und daher schon stark mit dem Verein verbunden. Aber ich glaube schon, dass das Programm gerade Jüngeren enorm hilft und die Bindung zum Club stärkt», so Siebrecht. Boger fügt an: «Es wird gewissermassen erwartet, dass man danach weitermacht.» Sie beide haben das sicherlich vor. In Küssnacht scheint das «1418coaches»-Projekt zu fruchten: Beide wollen Assistenztrainer bleiben und später als voll ausgebildete J+S-Leiter ihre eigenen Trainings führen.

Laura Inderbitzin, Bote der Urschweiz