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Wangen
01.12.2020
Bald zertifiziert für legales Cannabis

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zvg
Die Firma «Charlie’s Lab GmbH» in Wangen will gross rauskommen: «Wir glauben an den Standort Schweiz als Drehscheibe für legalen Cannabis.» Und dies sogar weltweit, lässt sich Geschäftsführer Nima Kämpf entlocken. Man wolle das gute Image der Schweiz ausnützen. Bevor man jedoch im grossen Stil in den Handel des legalen Cannabis-Extraktes einsteigen kann, muss die in Wangen ansässige Firma durch Swissmedic zertifiziert werden – als schweizweit erste Firma in diesem Bereich.
In der Industriezone im Hämmerli in Wangen befindet sich seit Kurzem die «Charlie’s Lab GmbH», Hersteller von Cannabidiol-Produkten.
Und was ist speziell daran? Die Firma strebt eine Zertifizierung im Bereich des legalen Cannabis an – die es bisher schweizweit noch nicht gibt, wie auch sonst niemanden, der schon so weit ist, sie zu beantragen.
Cannabis hat Potenzial
Seit der Fertigstellung des Labors in Wangen vor knapp zwei Monaten wurden dort bereits rund acht Tonnen Rohmaterial verarbeitet. Die Firma hat aktuell zehn Angestellte. Geschäftsführer Nima Kämpf erklärt: «Das Cannabis wird getrocknet und zerkleinert sowie ein erstes Rohextrakt gewonnen. Dieses kommt zu uns ins Labor, wo wir es reinigen, weiterverarbeiten und zu Öl veredeln.» Die entstandenen Produkte sind zum Beispiel Tinkturen. «Das Potenzial der Pflanze kann man nicht abstreiten», ist sich Kämpf sicher. Der gewonnene CBD-Rohstoff könnte für Kosmetika, Lebensmittel wie Getränke oder sogar Tierfutter verwendet werden.
«Charlie’s Lab» will Pionier auf seinem Feld werden. Dafür braucht es nicht zuletzt genügend Rohmaterial: Die eigenen Cannabis-Felder befinden sich im Wallis und im Jura. Es wird spezielles Hanf gezüchtet, dessen THC-Gehalt nicht über 1 % steigen kann.
Das Labor ist zertifiziert
«Wir sind die erste Firma in der Schweiz, die eine Zertifizierung für Cannabis anstrebt», präzisiert Kämpf. Da die Hürden hoch und die Voraussetzungen von Seiten Swissmedic noch nicht abschliessend bekannt seien, gebe es heute nichts Vergleichbares im Bereich des legalen Hanfs.
Um diese Schweizer Herstellererlaubnis zu erhalten, ist unter anderem eine dauernde Qualitätssicherung und Rückverfolgbarkeit des Produkts nötig. Das Labor in Wangen wurde bereits zertifiziert, entspricht also dem Standard für Arzneimittelherstellung. Die gleiche Bestätigung für den restlichen Betrieb steht noch aus. «
Bereits jetzt ist das Labor in Wangen in Betrieb. Die Bedingungen im Labor werden streng kontrolliert, rein und raus kommt man nur durch eine Schleuse. «Charlie’s Lab» beliefert andere Firmen mit ihren Produkten, kommt also selten direkt mit den Endkunden in Kontakt. Das Interesse steigt laufend, die Produkte aus Wangen sind gefragt.
Grosses Potenzial ergründen
Kämpf ist für die bevorstehende Herausforderung der Zertifizierung durch Swissmedic motiviert. Er findet die aktuelle Zeit spannend und betrachtet sie als Chance für «Charlie’s Lab». «Die Pflanze hilft, wenn sie richtig angewendet und genutzt wird», ist er überzeugt. Cannabis kann bei Schlafstörungen und vielem Anderem eine positive Wirkung zeigen.
Der Markt des CBD-Öls ist gross: «Wir sind Schweizer und stellen unsere Produkte hier her. Wir glauben an den Standort Schweiz als Drehscheibe für Cannabis. Sowohl europa-, wie auch weltweit!» Man wolle das gute Image der Schweiz ausnützen und in Länder liefern, in denen CBD-Produkte heute schon zugelassen sind. Zum Beispiel nach Grossbritannien, Kanada, USA, in südamerikanische Staaten oder auch nach Australien. Umso näher man der Schweizer Zertifizierung sei, desto einfacher werde man gefunden. «Wir würden dann in einem europaweiten Register aufgelistet.»
Aktuelles Problem
Bevor die Schweiz jedoch ein globaler Player im CBD-Markt werden kann, muss ein grosses Fragezeichen entfernt werden: Cannabis ist im Moment in der Schweiz nicht klassifiziert. Weder als Lebens-, noch als Heilmittel. Das heisst: «Reine Blüten darf man zwar offiziell rauchen, sie sind an jedem Kiosk erhältlich. Aber zum Beispiel eine CBD-Tinktur darf man nicht offiziell einnehmen», erläutert Kämpf das Paradox.
So schnell geben die Macher von «Charlie’s Lab» aber nicht auf. Sie kämpfen nach wie vor für die Zulassung von CBD als Arzneimittel. «Wir haben eine grosse Affinität zur Pflanze und deren Potenzial», so Kämpf, der sich in einer herausfordernden Industrie befindet. «Es bleibt spannend.»