In der Asylunterkunft Chrummbitzi in Siebnen wurden 2017 zwei Sri Lanker von einer Gruppe Landsleute mit Cricketschlägern, Eisenstangen, einer Kuhglocke und einem weiteren Stab aus Metall verprügelt (wir berichteten).
Doch bereits bei der ersten Befragung wurde der Spiess umgedreht. R. V. sagte vor Gericht, nicht er und seine Kollegen hätten damals geschlagen; sie seien von den beiden Landsleuten angegriffen worden, sie seien selber hingefallen und mussten sich schützen. Im Zuge der polizeilichen Ermittlungen vor rund drei Jahren hatte R. V. aber zugegeben, am Angriff beteiligt gewesen zu sein.
Unklar ist, wer mit welchem Auto von Zürich nach Siebnen gefahren ist. Ein silberfarbener VW und ein blauer BMW beförderten die Truppe, die sich am Abend zuvor am Zürcher Hauptbahnhof getroffen hatten. Dort kam es zu einer Auseinandersetzung. «S. hat eine Bierflasche nach mir geworfen», sagte R. V. über jenen Abend. Ausserdem habe jemand während eines Telefongesprächs schlecht über seine Mutter geredet.
«Du hast mich enttäuscht»
Der zweite Befragte, S. J., bestand ebenfalls darauf, niemanden geschlagen zu haben. Gemäss seinen Schilderungen sollen am Abend zuvor «alle mit Flaschen beworfen worden sein». Zum Tathergang in Siebnen schilderte er: «Jemand wollte mich schlagen, ich drückte ihn an die Wand und sagte zu ihm: ‹Du hast mich enttäuscht›». Auch er habe keine Werkzeuge dabei gehabt, eine Aussage, die schon der erste Befragte machte.
Dem widerspricht jedoch eine polizeilich protokollierte Aussage einer anwohnenden Auskunftsperson. Diese hatte gesehen, dass Männer Eisenstangen aus einer Mulde in der Nähe des Asylheims genommen hätten.
Ausweichende Antworten
Der nächste Befragte, P. K., wohnte damals noch im Kanton Schwyz und wollte seinen Bruder am Bahnhof Zürich treffen, um ihm Geld zu geben. Die anderen habe er eher zufällig getroffen. «Ich war nicht beteiligt», sagte er, was auch die polizeiliche Befragung festhält. Geschlafen habe er dann bei seinem Bruder in Zürich.
P. S., in Zürich aufgewachsen und 30 Jahre alt, hielt an seinen Schutzbehauptungen fest, er sei «besoffen» gewesen: «Ich weiss wirklich nichts mehr.» Den Flaschenwurf am Vorabend der Fahrt nach Siebnen habe er aber gesehen.
Heute Plädoyers
Heute Mittwoch folgen die Plädoyers der Verteidigerinnen und Verteidiger. Allenfalls dauern diese bis Donnerstag. Das Urteil dürfte dann in den kommenden Tagen erwartet werden. Die kantonale Staatsanwaltschaft fordert für alle Angeklagten eine Freiheitsstrafe zwischen acht und zehn Monaten und ein Landesverweis von fünf Jahren.