Barbara Flury gibt es zu: Es war nicht immer einfach in den vergangenen Monaten mit totaler Freude und Motivation bei der Sache zu sein. «Die ganzen Unsicherheiten rund um das Coronavirus rauben viel Energie», gibt die frühere Spitzenlangläuferin zu. Als Präsidentin der Organisation von Davos Nordic, dem traditionsreichen Langlauf-Weltcup mit einer Historie beginnend in den Siebzigerjahren zu den Zeiten des noch inoffiziellen Weltcups, ist positives Denken erste Präsidentinnenpflicht. «Obwohl es nicht immer einfach ist, muss ich stets versuchen, unser Team mitzureissen», sagt Flury. Eines stand nie zur Debatte: der Verzicht auf den Platz im Langlaufzirkus 2020/21.
Ohne Zuschauer
Dementsprechend läuft exakt einen Monat vor den zwei Wettkampftagen – zur Austragung gelangt erneut je ein Sprint und Distanzwettkampf im Einzelstartformat für Frauen und Männer in der freien Technik – die heisse Endphase der Organisation unter Corona-Bedingungen. Früh wurden dabei Weichen gestellt. Mit dem Verzicht auf grosszügige Räumlichkeiten im Zielraum Bünda für VIP-Zuschauer sowie auch auf eine Zuschauertribüne konnte bei der Infrastruktur schlanker geplant werden. Flury bedauert den Entscheid, dass keine Zuschauer zugelassen sind. Sie sagt: «Natürlich schmerzt der Verzicht auf jegliche Fans. Wir hätten ihnen gerne etwas geboten. Aber aus heiterem Himmel kam der Bundesratsentscheid nicht.»
Schlüsselspieler Dr. Kistler
Einmal mehr mussten Flury und ihr Organisationskomitee umplanen. Konkret gilt es nun primär das Gelände im Flüelatal an den beiden Wettkampf-tagen rigoros abzusperren. Davos Nordic mutiert im Krisenjahr 2020 zur geschlossenen Gesellschaft. Flury spricht in ihrem sechsten Jahr an der Spitze der Organisation gerne von ihrem Team und einer Kollektivleistung. «Uns zeichnet eine eingespielte und gewachsene Organisation aus. Davon profitieren wir nun in Krisenzeiten», erläutert Flury. Eine Schlüsselrolle spielt auch Walter Kistler. Als zuständiger Arzt für den Wettkampf hat er die Aufsicht über die Einhaltung der Hygienemassnahmen. Und er muss in Zusammenarbeit mit seinem Arbeitgeber, dem Spital Davos, in einem mobilen Testcenter die notwendigen Corona-Tests von den Wettkämpfern und dem Begleittross vor Ort orchestrieren.
Die Einnahmeausfälle sollten durch das während der ersten Phase gesprochenen Hilfspaket des Bundes für den Sport ein wenig abgefedert werden. Kopfzerbrechen bereitet ihr die nicht einzuschätzende Lage rund um das Coronavirus. Das Horrorszenario einer kurzfristigen Absage geistert durchs Flüelatal.
Konzentration auf die WM?
Auf Flury wartet viel Zusatzarbeit. Ihr Wirken für Davos Nordic sei zwar nicht zeitintensiver, doch komplett anders gelagert. Routine und OK-Konzepte aus der Schublade war gestern. Schliesslich existiert neben dem Damoklesschwert einer Absage quasi in der Nacht vor Davos Nordic ein zweites Kardinalproblem: der von der FIS überhaupt nicht mit der Pandemie abgestimmte Rennkalender. Er sieht aus wie immer – und sieht somit eine rege Reisetätigkeit von Land zu Land vor. Werden die Spitzenläufer da mitziehen? Oder konzentrieren sie sich mehr oder minder auf die Weltmeisterschaften im Februar im deutschen Oberstdorf? Flury kennt derlei Spekulationen. Sie sagt: «Erleichtert bin ich erst, wenn der Grossteil der Spitzenathleten wirklich in Davos eingetroffen ist und wir grünes Licht für den Anlass erhalten.»