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Sport
10.11.2020

Nico Beeler will mit coolen Leuten Volleyball spielen

Nico Beeler spielt seit Kurzem wieder Hallenvolleyball.
Nico Beeler spielt seit Kurzem wieder Hallenvolleyball. Bild: zvg
Nach sechs Jahren als Beachvolleyball-Profi ist Nico Beeler zu seinem Stammklub TSV Jona in die Halle zurückgekehrt. Der 27-Jährige bereut den Entscheid nicht.

In einem Team spielen, in dem er niemanden kenne, in dem es nur um Volleyball gehe, das sei nichts mehr für ihn, sagt Nico Beeler. Im Sommer ist der Joner deshalb heimgekehrt in seinen Stammverein, in die Nationalliga-A-Mannschaft des TSV Jona, in der sein jüngerer Bruder Luca und sein bester Freund Gian-Reto Riedi mittun. «Ich geniesse es», erzählt der 27-Jährige. «Ich habe die beiden in den letzten Jahren nicht oft gesehen. Jetzt gibt es wieder einen gemeinsamen Fixpunkt.» Es ist das tägliche Training in der Sporthalle Grünfeld.

2012 ging der Aussenangreifer weg. Die Volleyballer aus Jona waren nach einem Neuaufbau gerade mit einer verjüngten Equipe in die NLB aufgestiegen. Doch den Teamleader zog es in die NLA zu Näfels, wo er schon vorher erste Erfahrungen in der höchsten Spielklasse gesammelt hatte. Doch die Perspektiven im Hallenvolleyball erschienen ihm zu wenig vielversprechend. Er zog nach Bern und wurde Beachvolleyball-Profi. «Es war ein bewusster Entscheid, aber auch ein Ausprobieren», analysiert Beeler rückblickend. Als 19-Jähriger, nach dem Abschluss des Gymnasiums in Pfäffikon, hatte er den Weg in Richtung Spitzensport eingeschlagen, mit 21 machte er den Sport 2014 zum Beruf. «Ich konnte damals einfach drauflos machen», erinnert er sich. 

Auch im Sand war Nico Beeler erfolgreich. Der Höhepunkt: 2019 gewannen Verteidigungsspieler Beeler und Blocker Marco Krattiger das 3-Sterne-Turnier im kanadischen Edmonton. Doch dann sei ihnen «der Plan geklaut» worden, sagt der Joner. Angestrebt war die Qualifikation für die Olympischen Spiele in Tokio. Doch diese wurden wegen der Corona-Pandemie abgesagt, genauso wie alle Events der World Tour. «Wir haben ein halbes Jahr nur trainiert und hätten noch ein halbes Jahr nur trainieren können. Und dann wäre der Winter gekommen mit nochmals keinen Turnieren», seufzt Beeler. Und gesteht: «Ich war trainingsmüde.»

Nico Beeler verteidigt einen gegnerischen Angriff. (Bild: Keystone) Bild: Keystone

Seit dem Sommer wohnt Nico Beeler mit der Freundin in Olten und freut sich über seinen abwechslungsreichen Alltag. Als Profi habe er zweimal am Tag trainiert, maximal zwei Wochen im Jahr Ferien gemacht, mit einem Sportpsychologen, einem Athletiktrainer und einem Ernährungswissenschafter gearbeitet. «Jetzt bin ich nicht mehr bereit, ein Bier weniger zu trinken oder auf ein Dessert zu verzichten»,
erklärt Nico Beeler. Er sei immer ein Genussmensch gewesen. «Als Beachvolleyballer musste ich auf mehr verzichten, als ich es gerne gemacht hätte.» Als «leistungsorientiert diszipliniert» beschrieb ihn Stefan Kobel, der frühere Headcoach des Verbandes und Medaillengewinner an Olympischen Spielen, auf der Homepage des Beachvolleyball-Duos.

«Als Beachvolleyballer musste ich auf mehr verzichten, als ich es gerne gemacht hätte.»
Nico Beeler, Volleyballer aus Jona

Nun sehe er, was er ausser Sport auch noch alles machen könne, sagt Beeler. Etwa das Studium an der Pädagogischen Hochschule in Luzern abschliessen. Er begann es 2012. Als Indoor-Halbprofi in Näfels habe er vielleicht 70 Prozent des Studienpensums absolvieren können, «im Beachvolleyball noch zehn Prozent». Im Sommer schloss er das Bachelor-Studium ab, 2022 will der angehende Sekundarlehrer I auch den Master beendet haben. «Ich habe eine Kombination gesucht», erklärt er, «ich will in einem guten Team mit coolen Leute Volleyball spielen, studieren und arbeiten, und mehr Zeit für Freunde und die Familie haben.»

Ein guter Volleyballer will er immer noch sein, vielleicht sogar Nationalspieler. Er sei «nicht komplett abgeneigt», werde das aber auch nicht forcieren. «Ich habe mich physisch und spieltaktisch weiterentwickelt. Zudem bin ich nicht mehr so verbissen. Das hilft mir.» Gewisse Automatismen seien allerdings noch nicht wieder da. Zudem sei er es nicht mehr gewohnt, so viele Menschen um sich herum zu haben im Team und «manchmal so wenige Bälle zu berühren», gesteht Nico Beeler. Einige Dinge müsse er sogar wieder lernen. Zum Beispiel habe er als Beachvolleyballer «nicht einen Ball geblockt». Dafür war Marco Krattiger zuständig. Beachvolleyball und Indoor-Volleyball seien ganz andere Sportarten, erklärt der Joner. Aber gerade deshalb sei es spannend, in die Halle zurückzukehren: weil es ganz anders sei.

Stefan Kleiser, Linth-Zeitung