Der Fahrspass geht nicht auf Kosten der Nachhaltigkeit

Die neuste Generation der Sportboote fährt zu 100 Prozent elektrisch und auf Tragflügeln. Das schwedische Boot war Ende November auf dem Zürichsee in der Hensa Lago Marina zu Gast. Bei acht Grad und Regen --- SPASS!
In der Folge meldeten sich jedoch für Testfahrten nur echte Interessenten - und ich. Das waren insgesamt knapp zehn Personen in Altendorf und etwa doppelt so viele am Genfersee. Die Entwickler der Firma Candela sind sich bewusst, dass das Wetter aktuell nicht speziell zum Bootfahren einlädt, sie sagten sich jedoch: «Wir sind bereit, also starten wir die Europa-Tour.»
Viel weniger Energie verbrauchen
Die Geschichte der neuartigen Sportboote begann in Stockholm. CEO und Gründer Gustav Hasselskog ist Elektro-Ingenieur und überlegte sich, wie ein Boot Energie sparen könnte. Denn: Verglichen mit einem Auto verbraucht ein Sportboot pro gefahrenem Kilometer ein Vielfaches an Energie, auch wenn das Boot natürlich nicht in erster Linie Transportmittel ist.
So begann sich Hasselskog mit der Tragflächen-Technologie auseinanderzusetzen. Das Elektromodell hat einen zu drei Viertel tieferen Verbrauch verglichen mit einem konventionellen Sportboot, dies vor allem durch die Reduktion der Berührungspunkte zwischen Boot und Wasseroberfläche.
Mit Autobatterie
Das Tragflügelboot fasst maximal sechs Passagiere und ist aus kohlefaserverstärktem Kunststoff hergestellt. Am Steg sieht es traditionell aus, bei genauerer Betrachtung erkennt man unter dem Boot jedoch die Tragflügel und anstelle eines Tachos ist ein grosser Bildschirm installiert.
Das Boot bringt ein stolzes Leergewicht von 1300 Kilogramm auf die Waage, hauptverantwortlich dafür ist die Batterie. Verwendet wird eine BMW i3-Autobatterie. Das physikalische Prinzip der Tragflügel ist nicht neu. Aber, dass sich die Tragflächen während der Fahrt verschieben, um eine möglichst effiziente Fahrt zu ermöglichen ist einzigartig. Dazu wurden sechs verschiedene Sensoren installiert. Sie messen die Positionen, Geschwindigkeit und die Beschleunigung und bewegen die Tragflügel während der Fahrt.
Leise und effizient
Beim Test auf dem Zürichsee zeigt sich: Das Boot kommt extrem schnell ins Fliegen und ist sehr leise. Auch höhere Wellen kann man problemlos überqueren, ohne dass das Boot in die Wellentäler hineinfällt. Selber produziert man allerdings kaum Wellen. Hinter dem Candela sind sogar Wasserskifahren und Wakeboarden möglich, jedoch ohne über die Wellen zu springen, da diese gar nicht da sind.
Auch Björn Hensler, Inhaber der Hensa Lago Marina in Altendorf, sieht in der nachhaltigen Bootsfahrt Potenzial für die Zukunft. Für jedermann geeignet ist das Boot trotzdem nicht, mit einem Neupreis von 245 000 Euro ist und bleibt das Modell sehr exklusiv. Die Aufmerksamkeit auf und um den See hat man damit man aber ganz sicher inne.