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Galgenen
10.12.2019
11.12.2019 14:04 Uhr

Es war eine ganz normale Buchung

Knapp 100 Rechtsextreme aus der Schweiz und Deutschland haben sich in einem Partylokal oberhalb von Galgenen bei «rechter Geselligkeit» getroffen.
«Seit Jahren proben die Stockberg-Schränzer Siebnen in der Korporationshütte an der Staldenstrasse. Dort ist es ruhig, und vor allem stören ihre Guggerklänge keine Anwohner. Wenn sie die Hütte selber nicht brauchen, kann sie ausgemietet werden. So ist es mit der Eigentümerin der Forsthütte, der Korporation Siebnen/Galgenen, vereinbart. Gebucht wird meist online, so auch als eine Privatperson den Partyraum mietete. «Es war eine Privatperson, es sah neutral aus und wir haben das nicht hinterfragt», so Michael Caprani, Vizepräsident der Stockberg-Schränzer. Es habe keine Komplikationen gegeben. Nach der Feier sei sauber geputzt worden. Doch durch Medienberichte wurden die Stockberg-Schränzer aufgeschreckt. «Wir überlegen uns jetzt, dass wir künftig besser hinschauen müssen, wem wir die Hütte überlassen.» «Wir sind ein Fasnachtsverein, und mit Politik haben wir nichts am Hut. Auch unsere Sujets oder Mottos sind unpolitisch», stellt der junge Mann klar. »
Michael Caprani

Am ersten Wochenende  im Dezember haben sich laut einem Artikel des «Tages Anzeiger» knapp 100 Rechtsextreme in einer Berghütte oberhalb von Galgenen getroffen. Rechtsextreme aus Deutschland traten als Redner auf. Nicht allen gelang die Reise in die Schweiz reibungslos. Ein Auto mit drei Passagieren fiel dem Grenzwachtkorps auf. Die «Gäste» wurden zurück zum Grenzposten Schaffhausen gebracht und in eine Zelle gesteckt. 

Gemäss einem Flyer trat am «völkischen Forum» in Galgenen nur ein Schweizer Referent auf: Es handelte sich um Adrian Segessenmann von der rechtsextremen Avalon-Gemeinschaft. Er sprach zum Thema «Nationaler Sozialismus im 21. Jahrhundert».

Polizei beobachtet

Defensiv äusserte sich gemäss dem Artikel auch die Schwyzer Kantonspolizei zur Neonazi-Feier in Galgenen: Sie habe in enger Zusammenarbeit mit den nationalen Behörden Massnahmen getroffen. Diese Massnahmen bestanden offenbar darin, dass man die knapp 100 Neonazis gewähren liess, ihre Autonummern notierte und sie aus der Ferne beobachtete.

«Die Kantonsregierung, und ich glaube auch die Bevölkerung des Kantons Schwyz, wollen solche Aufmärsche im Kanton nicht.»
Regierungsrat André Rüegsegger

Auch Sicherheitsdirektor André Rüegsegger äussert sich zum Vorfall und sagt, die rechtliche Handhabe von Rechtsextremismus sei schwierig. 

Die Schweizer Rechtslage verbietet ihren Bürgerinnen und Bürgern das freie Denken nicht. Erst wenn das Denken strafrechtlich relevante Handlungen nach sich zieht, schreitet der Staatsapparat ein. Doch was heisst das genau, und welche Vorfälle werden toleriert oder eben nicht? 

Regierungsrat André Rüegsegger nimmt Stellung zu den jüngsten Vorfällen und zur Frage, ob der Kanton Schwyz ein Hort für Nazis ist. «Das können wir klar verneinen», auch wenn man in diesem Jahr Vorfälle von Rechtsextremismus zur Kenntnis nehmen müsse, sagt er im Interview. Die Regierung wolle diese Aufmärsche nicht. Es werde jeweils eingehend geprüft, ob es eine rechtliche Handhabe gibt, um dagegen vorzugehen. Deutlich distanziert sich Rüegsegger auch davon, dass die SVP mit einer radikal-rechten Gesinnung in Bezug gebracht wird. «Bedenkt man, dass unsere Partei, die grösste im Kanton, rund 1000 Mitglieder hat, aber der grösste Teil des Volkes – 158 000 Einwohner – politisch ungebunden ist, empfinde ich dies immer als höchst unsachliche Unterstellung», so Rüegsegger. 

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