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05.11.2020

Nach Bluttat: Strafverfahren gegen Polizisten eröffnet

Bild: zVg
Im September erschütterte eine brutale Tat die Stadt St.Gallen. Weil ein Mann massiv auf eine Frau mit einer Metallpfanne einschlug, feuerte die Polizei Schüsse ab. Nun wird ein Strafverfahren gegen die Polizisten eröffnet.

Bei der Stadtpolizei St.Gallen ging am 2. September 2020 kurz nach 12:00 Uhr die Meldung ein, dass es in einer Wohnung an der Speicherstrasse in St.Gallen zu einem Gewaltdelikt gekommen sei. Nach diesem Meldungseingang rückte eine Patrouille der Stadtpolizei St.Gallen unverzüglich an die Speicherstrasse aus.

Dort fanden sie einen 22-jährigen Mann, der brutal mit einer Metallpfanne auf eine 47-jährige Frau einschlug. Weil der Mann nicht aufhörte, feuerten zwei Polizisten mehrere Schüsse ab. Der Täter verstarb noch am Unfallort. Sein Opfer erlag im Spital. Später kamen noch weitere grausame Details ans Licht, wie stgallen24 von Nachbarn erfuhr.

Durch die Staatsanwaltschaft St.Gallen wurde angeordnet, dass die polizeilichen Ermittlungen durch ein ausserkantonales Polizeikorps durchgeführt werden. Dabei handelte es sich um ein Standardvorgehen nach einer polizeilichen Schussabgabe. In einem veröffentlichten Entscheid, der «20 Minuten» vorliegt, heisst es nun: «Insgesamt ergibt sich damit, dass der Sachverhalt eingehender Abklärung bedarf, weshalb die Ermächtigung zur Durchführung eines Strafverfahrens zu erteilen ist.» Damit droht den beiden Polizisten ein Strafverfahren. Die Ermächtigung zur Eröffnung eines Strafverfahrens sei keine Vorverurteilung und es gelte die Unschuldsvermutung. 

 

stgallen24 findet:

Das Vorgehen der St.Galler Staatsanwaltschaft gegen die Polizisten mag rechtens sein.

Wir hoffen allerdings, dass Staatsanwälte und Ermittler genügend Augenmass besitzen, um sich in die Situation, in der sich die beiden St.Galler Polizisten befunden haben, einzufühlen: Ein Berserker geht mit äusserster Brutalität gegen eine Frau vor - ganz offensichtlich in der Absicht, sie zu töten.

Da helfen weder gute Worte noch Warnschüsse.

Sollten die beiden Polizisten verurteilt werden, wird damit ein weiteres unschönes Signal an alle Einsatzkräfte geschickt: Die Kohlen müsst ihr zwar aus dem Feuer holen; wenn ihr euch dabei aber die Finger verbrennt, seid ihr selber schuld.

Polizisten und andere Blaulichtorganisationen stehen täglich für und vor uns hin und riskieren dabei nicht selten Kopf und Kragen. Wenn sie dann von Justiz und Politik vermittelt bekommen, dass ihre Arbeit weder geschätzt noch geschützt wird, läuft etwas falsch.

Ein Land, das es sich etwa leistet, Polizisten auf einer Blaulichtfahrt wegen Raserei zu verurteilen, hat den Bezug zur Realität auf der Strasse verloren.

Und es riskiert, dass seine Exekutivkräfte vom mangelnden Rückhalt demoralisiert und frustriert werden. Mit dem Resultat, dass sie bald nichts mehr für uns riskieren.

 

mik
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