Was als Studie zu rassistischen Symbolen begann, ist zum Schlagabtausch zwischen Historikern, Medien und Heimatschutz geworden.
Streit eskaliert
Die Stadt Zürich will die Inschriften «Zum Mohrenkopf» und «Zum Mohrentanz» an zwei Gebäuden im Niederdorf abdecken lassen. Eine ETH-Studie bezeichnete die Darstellungen vor zwei Jahren als «rassistische Symbole» und warnte, ihre Tolerierung könne für Schwarze verletzend sein. Nachdem das Bundesgericht eine Beschwerde des Zürcher Heimatschutzes abgewiesen hat, steht dem Entfernen der Inschriften nichts mehr im Wege.
Wissenschaftlicher Fehler
Neue Brisanz erhält der Fall durch Kritik der NZZ. Sie wirft Studienautor Bernhard C. Schär mangelhafte Recherche vor – gestützt auf ein unveröffentlichtes Gutachten des Historikers Martin Illi. Demnach sei ein Familienwappen falsch interpretiert worden, wodurch die ETH-Studie zu voreiligen, nicht belegbaren Rassismus-Schlüssen gelangt sei.
Schär weist die Vorwürfe zurück. Er habe «keine wissenschaftlichen Fehler» begangen und betont, Illi habe das Manuskript vorab gelesen und konstruktiv kommentiert.
«Keine offizielle Begutachtung»
Illi widerspricht: Er habe den Bericht lediglich «kollegial und unverbindlich» durchgesehen, nicht aber formell begutachtet oder gutgeheissen. Seine Hinweise hätten andere Aspekte betroffen – keine Zustimmung zur Kernaussage der Studie.
Andere Deutung
Illi fand zudem Belege für «Mohr»-Hausnamen bereits im 14. und 15. Jahrhundert – lange bevor Schwarze in Zürich auftauchten. Diese seien erst im 17. Jahrhundert als Haussklaven von Söldnern in die Stadt gekommen. Der Begriff «Mohr» leite sich historisch eher von «Mauren» (Nordafrika) oder dem lateinischen maurus («dunkelhäutig») ab. Ein rassistischer Ursprung sei daher nicht nachzuweisen.
Der Historiker wehrt sich gegen den Vorwurf, rassistische Begriffe verteidigen zu wollen: «Ich bin der Letzte, der Rassismus bemänteln würde.»