Rund 1550 Kilometer Luftlinie und eine Meerenge trennen das antike Karthago – das im heutigen Tunesien liegt – und den Kanton Schwyz. Dennoch befindet sich eine Münze der einstigen Supermacht, die im Jahr 146 vor Christus unterging, im Staatsarchiv Schwyz.
Wie ist sie dorthin gekommen? Bekannt ist zwar, dass es vor allem in Ausserschwyz Spuren einer anderen antiken Supermacht gibt – der Römer. Dass auch die Karthager in unserer Region waren, ist historisch nicht belegt. Kam die Münze via Handelswege bis in den Kanton Schwyz? Stammt sie von einem Soldaten aus der Armee von Hannibal, der samt seiner Elefanten die Alpen überquerte, oder hat ein reicher Sammler seine Münzsammlung an den Kanton vermacht? Eine Spurensuche.
Der «italienische Herr» und «die Mittelsfrau»
Auf der Suche nach Antworten werde ich wieder im Staatsarchiv fündig. Ein Dokument aus dem Jahr 1946 schafft Klarheit, bringt aber zugleich Ernüchterung. Es beschreibt, wie die Münze in den Besitz des Kantons Schwyz kam – weniger spektakulär als erwartet, dennoch ominös. Denn das Dokument verrät, dass ein «italienischer Herr», so steht es geschrieben, via eine Mittelsfrau an das Staatsarchiv gelangte und diesem die Münze zum Verkauf anbot.
Wer dieser Mann war und ob er überhaupt im Kanton wohnhaft war, ist unklar. Um die Echtheit und Bedeutung der Münze zu prüfen, zog man vor fast 80 Jahren den bekannten Numismatiker – also Münzkundler – Hermann Rosenberg hinzu. Er leitete zu jener Zeit die traditionsreiche Münzhandelsfirma Adolph Hess AG in Luzern. Laut Rosenberg handelte es sich um ein sogenanntes Elektron-Stück, also eine Münze mit «einer Legierung von Gold mit etwas Silber». Diese sei in Karthago etwa um 200 vor Christus geprägt worden und rund 200 Franken wert.
«Münze hat nichts mit Kanton zu tun»
Das Staatsarchiv seinerseits musste daraufhin den Regierungsrat fragen, ob der Kanton die Münze für die Sammlung erwerben sollte. Er schrieb: «Dafür spricht, dass es ein sehr schönes und altes Stück ist, eine Zierde für jede Sammlung und zu einem sehr mässigen Preise erworben werden kann.» Weiter schrieb der Staatsarchivar: «Dagegen spricht, dass die Münze nichts mit dem Kanton zu tun hat, weder münzgeschichtlich, noch in Bezug auf den Fundort.»
In einem anderen Schreiben antwortete der Regierungsrat auf die Anfrage des Staatsarchivs wie folgt: «Der Staatsarchivar wird ermächtigt, die erwähnte Münze für das Staatsarchiv zu erwerben. Konkret bekam der geheimnisvolle italienische Herr damals 200 Franken dafür. Der Deal war damit beschlossen.