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Vorderthal
18.11.2019
19.11.2019 12:57 Uhr

Die ersten Hackschnitzel sind angekommen

Die Genossame Wangen speist die Heizzentrale ihres Fernwärmeverbunds mit Schnitzeln aus Vorderthal. Wir waren live dabei.

Treffpunkt ist im Büro der Genossame Wangen im Leuholz 12. Ziel ist es, die erste Füllung des Bunkers mit Hackschnitzeln und das Hacken von Holzschnitzeln live zu erleben. «Wenn der Ausbau dereinst bei fünf Megawatt ankommt, dann brauchen wir im Winter bei Volllast alle zehn Tage eine Füllung für den Bunker», erläutert Simon Seliner, Verwalter der Holzschnitzelheizung.

Im Schnitzelbunker finden immerhin 480 Kubikmeter Holzschnitzel Platz. Das bedeutet, dass etwa acht bis neun Lastwagenladungen geführt werden müssen, um ihn zu füllen.

Holz vom Genossameland heizt Wangner Stuben

Alle wollen das mit eigenen Augen sehen und fahren nach Vorderthal und dort die Bergstrasse hinauf in Richtung Spitzberg zur Genossameweid. Dort lagern schon von Weitem sichtbar Balken, die mit einer transportablen Säge gesägt wurden sowie Rundholz. «Dies ist Käferholz, das Filet wird als Sagholz genutzt, der grosse Rest wird gehackt», erklärt Revierförster Peter Schilliger. 

Nach einem Fussmarsch über eine Schotterpiste erreicht die Gruppe den Häckselplatz. Hier warten bereits Patrick Jakob und Ferdi Waldvogel von der Röllin AG. In wenigen Augenblicken werden sie starten. Auf einem Lastwagen ist der Häcksler mit dem Greifarm platziert. Zweimal 500 PS Leistung bringen die Motoren, einer für die Trommel, einer für die Hydraulik. «Der Einzug ist 120 mal 70 Zentimeter gross. Die Maschine ‹frisst› Stämme bis 70 Zentimeter Durchmesser», lässt Waldvogel die Gruppe staunen. Trotzdem betrage die graue Energie für das Hacken und Transportieren nicht mehr als zwei Prozent.

 

  • Die Holzschnitzel werden abgeladen …
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  • … und im Schnitzelbunker gelagert. Bild: ura
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  • Patrick Jakob von der Röllin AG, Hirzel steuert das Wurfgebläse.
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Tatsächlich wird der Beweis sogleich erbracht. Die starke Maschine rattert, rumpelt und rauscht, während sie Äste und Stämme von Fichten hackt. Die Holzschnitzel schiessen durch das «Chämi» genannte Wurfgebläse in den 55 Kubikmeter fassenden Container des bereitstehenden Lastwagens. In rund einer Viertelstunde ist der LKW voll und bald bereit zur Abfahrt. Indes zeigt Schilliger den Schlag, wo die Bäume gefällt wurden: Ein unzugänglicher Winkel am Hang. Die Forstleute mussten eine Seilbahn erstellen, die zuerst einen Hügel überwinden musste, um die Bäume am Holzlagerplatz abladen zu können.

Nächste Station ist die Heizzentrale in Wangen. Bereits angeschlossen sind die Buchberghalle und das Quartier um die Sonnenriedstrasse, welche noch diesen Monat beheizt werden können. In einem nächsten Schritt soll das Dorfzentrum Wangen angeschlossen werden. Mögliche angestrebte Erweiterungen beziehen Siebnen, Nuolen oder das Leuholz mit ein. Momentan ist eine Feuerung mit 1 MW in Betrieb. Im Ofen brennt es und doch qualmt der Kamin kaum. Die Rauchgasfilteranlage tut ihren Zweck.

Die Gruppe trifft beim «Bunker» für die Holzschnitzel den Lastwagen wieder, dessen Beladung sie am Vorderthaler Berg miterlebt hat. Er ist fast leer. Ein Schubboden erlaubt es, die Schnitzel speditiv in den Bunker zu leeren, ohne kippen zu müssen. «Ein solcher Schubboden und Förderschnecken erlauben es auch im Bunker, die Schnitzel zu verteilen», weiss Seliner. Das Potenzial der Märchler Wälder für Schnitzelholz deckt den Bedarf von Wangen bei Weitem. Es werden bei Vollausbau von 5 MW etwa 15 Prozent der Ressourcen gebraucht. Deshalb würde sich Förster Schilliger sogar ein zweites Heizwerk in der March wünschen.

Urs Attinger