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Sport
04.11.2020
04.11.2020 15:38 Uhr

Lakers-Spieler trotzen der Langeweile

Die gesamte National-League-Mannschaft der SC Rapperswil-Jona Lakers befindet sich aktuell in Quarantäne – noch bis und mit heute Mittwoch. Wir haben bei einigen Spielern nachgefragt, wie es ihnen geht und wie sie sich die Zeit vertreiben.

Nico Dünner hat ein früheres Hobby wiederentdeckt: Gitarre spielen. «Im Primarschulalter nahm ich ein, zwei Jahre Unterricht. Viel ist aber leider nicht hängen geblieben», erzählt der 26-jährige Stürmer. Dennoch ist er wieder auf den Geschmack gekommen. Und auch seine Freundin, mit der er in Zug zusammenwohnt, übt nun fleissig. «Das ist nun quasi unser gemeinsames kleines Corona-Projekt», sagt er.

Bild: zvg

Zeit dafür hat Dünner aktuell reichlich. Da bei den Lakers drei Spieler und zwei Staff-Mitglieder positiv auf das Coronavirus getestet wurden, befindet sich aktuell die gesamte Mannschaft in Quarantäne. Ihre vier Partien der vergangenen Woche mussten die Lakers deshalb verschieben, diese Woche stehen wegen der Länderspielpause keine Spiele an. Der nächste Match, ein Auswärtsspiel gegen Lausanne, ist am kommenden Dienstag angesetzt.

Das reguläre Training wieder aufnehmen können die Lakers morgen Donnerstag. Denn heute Mittwoch läuft die zehntägige Quarantäne ab – für all diejenigen, die während der letzten 48 Stunden keine Symptome mehr aufgewiesen haben. Dem positiv getesteten Quintett geht es den Umständen entsprechend gut. «Einer hat etwas stärkere Symptome, die anderen haben nur leichte oder gar keine», sagt Sportchef Janick Steinmann. Um welche Personen es sich handelt, will der Klub (wie die meisten anderen auch) nicht kommunizieren – aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes

Trainiert wird trotzdem

Trainiert haben die Spieler natürlich aber auch in der Quarantäne, einfach alleine zuhause. Rund 60 bis 90 Minuten dauert das massgeschneiderte Programm, das Fitnesstrainer Thomas Weber für die Spieler zusammengestellt hat. Abrufen können sie es – wie gewohnt – via eine App, welche auch gleich alles dokumentiert.

Geräte braucht es für die Übungen nicht, wie Michael Loosli sagt, ein zweiter SCRJ-Spieler, den diese Zeitung kontaktiert hat. «Das Programm beinhaltet etwa Sprünge, Liegestützen und vor allem Stabilisierungsübungen für den Rumpf», so der 25-jährige Stürmer. Er habe zwar auch einen Hometrainer, diesen nutze aber mehr sein Bruder Janik, mit dem er in Effretikon in einer WG wohne. Janik Loosli (22) ist Eishockey-Profi beim HC Thurgau, dem Partnerklub der Lakers aus der Swiss League. «Ich bin eher der Jogger», erzählt Michael Loosli.

Putzen, aufräumen, lesen

Und wie vertreibt er sich sonst so die Zeit in der Quarantäne? «Ich nutze die Gelegenheit, um wieder einmal die Wohnung richtig zu putzen und aufzuräumen sowie auch Kleider und andere Dinge, die ich nicht mehr brauche, auszusortieren und zu entsorgen.» Zudem lese er ziemlich viel, sagt Michael Loosli. Aktuell ist er an einem Buch über einen buddhistischen Mönch dran. «Es ist sehr interessant. Es geht um Themen wie Meditation, Atemtechniken, um Methoden, Ruhe zu finden, sich auf das Wesentliche zu fokussieren, sprich, nicht zu sehr von äusseren Einflüssen ablenken zu lassen.» Dies passe nicht schlecht zur aktuellen, schwierigen Corona-Zeit, findet Loosli. Als Profisportler beschäftigt er sich seit Längerem mit den mentalen Aspekten. «Um optimal performen zu können, ist es wichtig, auch in Drucksituationen ruhig und fokussiert zu bleiben. Diesbezüglich kann ich von diesem Buch profitieren.»

Bild: zvg

Langweilig sei ihm bisher in der Quarantäne nicht geworden. «Dennoch bin ich natürlich sehr froh, dass ab morgen wieder etwas Normalität einkehrt und ich zurück aufs Eis darf», blickt er voraus. Letztere beiden Aussagen treffen auch auf alle die anderen vier kontaktierten Spieler zu.

Studieren, babysitten, backen, im Haushalt helfen

Zurück zu Nico Dünner. Abgesehen vom Musizieren widmet er die zusätzliche Zeit hauptsächlich der Ausbildung. Er studiert im vierten Semester Wirtschaftsinformatik an der Fernfachhochschule Schweiz. «Daneben lese ich im Moment gerade ein Buch über Elon Musk. Biografien und Sachbücher interessieren mich sehr, Romane weniger», erzählt er.

Die beiden Verteidiger Leandro Profico und Fabian Maier widmen sich währenddessen vor allem ihrem Nachwuchs. Profico wurde im März Vater, Maier im Juni. «Normalerweise kümmere ich mich an drei Nachmittagen pro Woche um den Kleinen, nun betreue ich ihn fast rund um die Uhr. Denn solange nicht klar war, ob auch ich Corona habe, brachten wir ihn vorsichtshalber nicht in die Kita», sagt der 30-Jährige Profico. Neben dem Hüten gestaltet Profico das Kinderzimmer um, kreiert Fotoalben, bastelt oder backt, beispielsweise einen Mississippi Cake. «Bis jetzt gehen mir die Ideen nicht aus», sagt Profico – und ergänzt lachend: «Zum Glück, denn so kann ich das Putzen – etwas, das ich gar nicht mag – immer weiter aufschieben.»

Bild: zvg

Ganz ohne Eishockey gehts für die Spieler nicht

Maier scheint da etwas weniger kreativ veranlagt zu sein. Im Kinderzimmer hält er sich zwar auch auf – aber vor allem, weil er dort sein Home-Training absolviert. Und wenn er nicht gerade den Junior hütet oder dessen Kleider wäscht und zusammenlegt (vorzugsweise im Garten, um auch in Quarantäne zu etwas frischer Luft und Sonne zu kommen), dann sitzt der 28-Jährige gerne vor den Bildschirm. «Nach drei Jahren Pause habe ich die Playstation reaktiviert. Zudem schaue ich viel Fussball und auch die wenigen Eishockeyspiele, die noch stattfinden.»

Bild: zvg

Ungewohnt viel Zeit vor dem Fernseher verbringt aktuell auch Kay Schweri. Am liebsten schaut der 23-jährige Stürmer Serien auf Netflix, etwa «Prison Break», und Sport, vor allem Eishockey und Football. Auch Gamen macht ihm Spass. Zusammen mit dem online verbundenen Lakers-Goalie Noel Bader zockt Schweri momentan das kürzlich erschienene Spiel NHL 21 rauf und runter.

Bild: zvg

«Ohne Eishockey geht es einfach nicht», sagt er schmunzelnd.

Silvano Umberg, Linth-Zeitung