Unser Kanton steht in der Kritik: Aus dem Spital Schwyz war zu vernehmen, Ihr Departement nehme das Problem Corona zu wenig ernst. Aus dem Spital Einsiedeln war zu lesen, es bräuchte generelle Maskenpflicht. Was sagen Sie dazu?
Ich kann die Kritik aus der Optik der Spitäler verstehen. Ich kann aber versichern, dass wir die Covid-19-Epidemie sehr ernst nehmen. Wir haben alle das gleiche Ziel: Wir wollen den Lockdown verhindern und baldmöglichst wieder zu einem normalen Leben zurückkehren. Dafür braucht es Massnahmen. Der Regierungsrat muss bei der Anordnung von Massnahmen neben dem Gesundheitswesen eben auch das wirtschaftliche, gesellschaftliche und kulturelle Leben im Kanton Schwyz berücksichtigen.
Es gab auch Schelte von Anwohnern, Kritik in Kommentarspalten. Regt man sich auf dem Departement darüber auf?
Die Kritik kommt von allen Seiten. Die ganze Palette. Die einen wollen keine Bevormundung durch den Staat, andere verlangen die grösstmögliche Einschränkung der persönlichen Freiheit etc. In diesem Spannungsfeld leben wir. Das gehört dazu. Letztlich muss jemand entscheiden.
Was hat Sie bisher daran gehindert, angesichts der steigenden Zahlen nicht schon vorletzte Woche die Maskenpflicht zu verordnen?
Der Anstieg der Fallzahlen hat im Kanton Schwyz am Montag vor zwei Wochen begonnen. Zuvor war die Situation im Kanton Schwyz nicht besorgniserregend, und es gab keinen Grund für kantonale Massnahmen. Gegen Ende der vorletzten Woche hat sich dann die enorme Dynamik der Ausbreitung gezeigt, und der Regierungsrat hat deshalb am Dienstag letzter Woche Massnahmen angekündigt. Andere Kantone sind auch um Lösungen bemüht.
An welchen Kantonen orientieren Sie sich?
Wir sind in enger Absprache mit den Zentralschweizer Kantonen.Getroffene Massnahmen sind somit auch ein Spagat zwischen Gesellschaft und Wirtschaft.
Setzen Sie immer noch auf Eigenverantwortung?
Eigenverantwortung steht bei mir immer an erster Stelle. Sehr viele Menschen in unserem Kanton nehmen diese auch wahr. Und ohne Eigenverantwortung werden wir diese Pandemie nicht meistern. Auch wenn wir jetzt gesetzliche Regeln haben.
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Die personellen Kapazitäten des Contact-Tracings erwiesen sich beim kürzlichen Anstieg der Verdachtsfälle als ungenügend. Hat die Lungenliga Zentralschweiz dafür zu wenige Leute angestellt?
Wenn die Neuinfektionen in dem Ausmass ansteigen wie bei uns im Kanton und auch gesamtschweizerisch, braucht es enorme personelle Ressourcen, um die Aufgabe bewältigen zu können. Ich will deshalb niemandem einen Vorwurf machen. Zusätzlich zur Lungenliga haben wir deshalb seit letzter Woche beim Kanton ein Contact-Tracing aufgebaut, welches wir fortlaufend personell verstärken müssen.
Wie viele Anrufe müssen aktuell täglich gemacht werden?
Aktuell können wir beim Contact-Tracing nur noch die infizierte Person und damit auch die Mitbewohner sowie Intimpartner betreffend Isolation und Quarantäne anrufen. Die weiteren Kontakte informiert die infizierte Person mittels Standard-Textnachricht selber. In Anbetracht von 110 Neuinfektionen (Stand Freitag, 16. Oktober, 9 Uhr) sind das mindestens 110 Anrufe.
Gestern hat nun der Bund neue Massnahmen beschlossen und kommuniziert. Darunter auch eine umfassende Maskenpflicht. Begrüssen Sie die Bundeslösung?
Der rasante und starke Anstieg der Corona-Neuinfektionen erfolgt leider gesamtschweizerisch und in Europa. Alle Kantone sind davon betroffen, wenn auch etwas zeitverschoben. Schweizweite Massnahmen sind nun aufgrund der Lage gerechtfertigt.