Simon Ammann, der doppel Doppelolympiasieger ist so etwas wie ein ewiger Skispringer. Aktuell trainiert er mit seinen jüngeren Kaderkollegen auf den Schanzen Einsiedeln. Bereits diesen Sonntag findet die Wahl ins Gremium statt: Ammann will schliesslich in Wildhaus- Alt St.Johann Gemeinderat werden, in seiner alten Heimat, wie der Bote der Urschweiz berichtet.
Dass sich der 39-Jährige zum Weitermachen bis zu den Olympischen Spielen 2022 entschieden hat, überraschte im Frühling. Aber noch mehr überraschte, als der in Schindellegi wohnhafte Ammann im letzten Juni auf der Kandidatenliste für den Gemeinderat erschien. Insgesamt neun Personen kämpfen um drei Sitze.
Keine SVP: Parteilos
Ammann ist Meister im Jonglieren vieler Aufgaben. «Ich habe den Gedanken lange mit mir herumgetragen, ihn mit vielen Leuten besprochen.» Warten bis zum Ende der Sportkarriere wollte er nicht, da die lokalpolitischen Ambitionen gross seien. Ammann geht als Parteiloser ins Rennen, er will sich nicht in eine politische Ecke drängen lassen. Auch nicht in jene der SVP, die das Toggenburg politisch dominiert.
Das Bestreben von Ammann ist es, Tradition und Fortschritt zu verbinden, das Profil des Tals als Feriendestination zu stärken. «Und ich will Zukunftsideen in die Köpfe setzen.» Auch dank seines BWL-Studiums, das er parallel absolviert, werde er die Möglichkeit haben, Ideen einzubringen.
Ammanns Kandidatur hat eine gewisse politische Brisanz. Er ist Verwaltungsrat der Toggenburg Bergbahnen AG, die in einen Streit mit der Bergbahnen Wildhaus AG verwickelt ist. Dass ihm seine Heimat am Herzen liegt, zeigte er auch mit dem Kauf des Hotels Hirschen in Alt St. Johann, ein Projekt, das aber weiterhin auf Eis liege.
Erfolgschancen dürfte der vierfache Olympiasieger haben, alleine aufgrund seines Namens. Er selber relativiert. «Es ist lange her, dass ich aus dem Toggenburg weggezogen bin. Mal sehen, ob mir die Leute eine Chance geben.» Wahlkampf hat Ammann kaum betrieben, Wahlveranstaltungen gingen ohne ihn über die Bühne – aus Zeitgründen habe er verzichten müssen. Ein Indiz dafür, dass es halt doch schwierig werden dürfte, als Gemeinderat der Sportkarriere noch gerecht zu werden? Andere Gemeinderäte seien ebenfalls stark beruflich absorbiert, sagt Ammann dazu. Der Zeitaufwand werde wohl überschaubar bleiben.
Rückkehr geplant
Den Wohnsitz müsste Ammann mit seiner Familie per Januar 2021 vom schwyzerischen Schindellegi ins Toggenburg verlegen. «Eine Idee, die längst gereift ist. Früher oder später kehre ich ohnehin ins obere Toggenburg zurück.»
Ammanns Sommertraining bisher war vielversprechend. Am Sommer-Springen im polnischen Wisla wurde er in einem Wettkampf Fünfter, auf einer Schanze, die ihm sonst wenig behagt.