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17.12.2023

Hier leuchten tausendundein Lichtlein

Das Restaurant Napoli in vollem Weihnachtsglanz: Diese Dekoration fällt definitiv auf.
Das Restaurant Napoli in vollem Weihnachtsglanz: Diese Dekoration fällt definitiv auf. Bild: Jeannette Gerber
Die einen mögen sie als Kitsch empfinden, die anderen erfreuen sich daran: Die Rede ist von der Weihnachtsdekoration des Restaurants Napoli im Kreis 3. Alles, was mit Weihnachten in Verbindung gebracht werden kann, ist vertreten. Weniger weihnächtlich, dafür ebenso speziell ist die Inneneinrichtung.

Jeannette Gerber

Sicher sind es mehr, viel mehr Lämpchen, die das Ristorante Napoli in Wiedikon jedes Jahr beleuchten. Gezählt hat sie noch niemand, wozu auch? Die einen mögen diese üppige Dekoration als Kitsch empfinden, für die anderen ist es Opulenz. Das liegt vorwiegend im Auge des Betrachters oder der Betrachterin.

Klar ist, dass sie niemanden kalt lässt. Die wenigen befragten Passanten anlässlich unseres Besuchs an diesem verhudelten Wintertag fanden sie einstimmig herzerwärmend, zwar kitschig, aber herrlich weihnächtlich. Übrigens gibt es auf Italienisch kein Wort für «Kitsch» genauso wenig wie in manch anderer Sprache, wie zum Beispiel auf Japanisch.

Richtig viel zu bestaunen

Das Restaurant Napoli an der Ecke Sand-/Manessestrasse existiert seit 1937, also seit 86 Jahren. Vor 25 Jahren übernahm es Gerardo Viggiano und gestaltete das Innere wie das Äussere nach seinem Geschmack. Die Weihnachtsdekoration ist sein Werk. Jedes Jahr beginnt Viggiano, der von seinen Gästen nur Gerardo genannt wird, die Weihnachtsdeko bereits im Oktober mithilfe eines Mitarbeiters zu montieren. Sie bleibt bis zum 8. Januar. «Und jedes Jahr ergänze ich sie mit neuen Elementen, die ich entweder aus Italien mitbringe oder auf E-Bay ersteigere.»

Alles, was irgendwie mit Weihnachten in Verbindung gebracht werden kann, ist vertreten: Stern von Bethlehem mit Kometenschweif, überhaupt Sterne in allen Variationen, Samichläuse, Christbäume in allen Farben und Formen, goldene Puttenengel, Schneemänner, Blumen, Kugeln, Zwerge und vieles mehr.

Sind wir hier im Schloss Versailles oder noch in Zürich? Bild: Jeannette Gerber

Viel Geld in Beleuchtung investiert

Dekorationen sind Gerardos Leidenschaft. Und es ist offensichtlich: Der Padrone tut das alles, um seinen Kunden und auch den Passanten Freude zu bereiten. «Und ich freue mich, meine Gäste glücklich zu machen», bemerkte er nicht ohne Stolz. Geteilte Freude ist ja bekanntlich doppelte Freude. Und diese verschenkte Freude lässt er sich etwas kosten. Bis heute habe er mehr als 15 000 Franken für die Beleuchtung investiert. Doch das zähle nicht in Anbetracht dessen, was sie bringe.

«Ich wollte nicht nur ein paar Lämpchen aufhängen. Entweder mache ich ­etwas richtig oder gar nicht», antwortet Gerardo auf die Frage, weshalb er das in ­einem solchen Ausmass tue. Das sei schon immer sein Motto in jeder Beziehung gewesen. Und auf den Energieverbrauch angesprochen: «Letztes Jahr habe ich mich gefragt, ob ich das Ganze wegen der Energiekrise weglassen sollte, habe mich aber dann doch anders entschieden. Es ist wichtig, dass sich die Menschen gerade in schwierigen Zeiten an etwas erfreuen können.» Die Opulenz des Exterieurs wird nur noch von der Üppigkeit des Interieurs übertroffen. Gerardo, damals aus Potenza in Italien angereist, hatte ein Ristorante mit kahlen Wänden übernommen. Er entschied sich, etwas Italianità einzubringen. Er liess Wände und Decke von einem Künstler bemalen und sammelte über die Jahre Tausende Kunstgegenstände, Bilder und Antiquitäten. Wenn man heute zur Decke schaut, wähnt man sich fast in der Sixtinischen Kapelle. Da bleibt man «semplice senza parole» – also sprachlos.

Dekorationen sind Gerardo Viggianos Leidenschaft. Bild: Jeannette Gerber
Jeannette Gerber/Zürich24