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Lachen
15.08.2020
06.05.2022 15:34 Uhr

«Liebe ist wichtiger als das Geschlecht»

Glückliche Eltern: Manuela und Lara Mulè (rechts) geniessen das Familienleben mit Söhnchen Elia in vollen Zügen. (Bild: Silvia Gisler)
Glückliche Eltern: Manuela und Lara Mulè (rechts) geniessen das Familienleben mit Söhnchen Elia in vollen Zügen. (Bild: Silvia Gisler) Bild: Silvia Gisler
Seit 2009 gehen Lara und Manuela Mulè gemeinsam durchs Leben. Mit der Geburt ihres Sohnes Elia wurde aus dem gleichgeschlechtlichen Ausserschwyzer Paar im Juli letzten Jahres eine kleine Regenbogenfamilie.

Mitten in einem kleinen Wohnquartier am Rand des Dorfes Lachen wohnen Manuela, Lara und Elia Mulè. Die zwei Frauen und der einjährige Elia sind eine Familie – eine Regenbogenfamilie. Während Manuela Mulè schon immer wusste, dass ihr Herz für Frauen schlägt, gestand sich dies ihre Partnerin erst etwas später ein.

Gleichgeschlechtliche Liebe wurde vor 20 Jahren seltener öffentlich gelebt und gezeigt. Entsprechend war das Outing von Manuela in der Familie etwas turbulent. «Meine Familie fühlte sich von mir vor den Kopf gestossen», erinnert sich die 43-Jährige. «Es hat ein ganzes Jahr gedauert, bis sich die Distanz zwischen mir und meinen Eltern langsam wieder gelegt hatte.»

Nicht gerade distanziert, aber auch sehr überrascht, reagierte Laras Familie. «Trotz oder gerade wegen den anfänglichen Schwierigkeiten ist es umso schöner, welch einen Rückhalt und welch grosse Unterstützung wir von unseren Familien heute erhalten.»

Schwanger dank Samenspende

Mittlerweile sind Manuela und Lara seit elf Jahren liiert – seit einem Jahr in eingetragener Partnerschaft und stolze Eltern. Der Weg dahin war lang. Kein Entscheid wurde überstürzt, obwohl der Kinderwunsch insbesondere bei der 36-jährigen Lara gross gewesen war. «Wir haben uns jahrelang mit dem Thema auseinandergesetzt, uns informiert und die rechtliche Situation verfolgt», sagt Manuela. Mit der Gesetzesänderung 2018 verschwand auch ein Teil der rechtlichen Barrieren – und tatsächlich wurde Lara schwanger. Schwanger von einem Samenspender aus Österreich.

«Für uns war von Anfang an klar, dass wir keinen Bekannten als Vater unseres Kindes wollen», so Lara. Ein fremder, der ständig mitreden möchte, kam ebenfalls nicht infrage. Anonym, aber nicht unbekannt sollte er sein. Den beiden Müttern ist es wichtig, dass Elia einmal selber entscheiden kann, ob er seinen biologischen Erzeuger kennen lernen möchte oder nicht.

«Ein Kind braucht keinen Vater, um glücklich zu sein»

Auch wenn Mulès keine schlechten Erfahrungen gemacht haben, wissen sie, dass sich gleichgeschlechtliche Paare mit Kind noch immer zu oft rechtfertigen müssen. Das stört sie. «Muss ein Kind Vater und Mutter haben, um glücklichzu sein?», fragt Manuela Mulè. «Viel wichtiger ist doch, dass wir ihm Liebe, Zuneigung, Sicherheit und Geborgenheit schenken.» Und davon ist beim Besuch bei Mulès jede Menge zu spüren.

Doch auch wenn sich Lara und Manuela Mulè nicht von einer gewöhnlichen Familie unterscheiden, müssen sie bedeutend mehr dafür tun, um vor Gesetz als eine Familie zu gelten. «Solange die Ehe für alle nicht vom Parlament umgesetzt wird, bleibt uns nur die Stiefkindadoption», erklärt Manuela. Diese konnte sie aber erst nach Elias’ vollendetem ersten Lebensjahr beantragen. «Bis diese bestätigt ist, habe ich nicht die gleichen Rechte wie ein Vater», ärgert sich Manuela.

Silvia Gisler, Redaktion March24/Höfe24