Home Region Sport Agenda Schweiz/Ausland Magazin
Kanton
18.06.2022
15.06.2022 15:15 Uhr

«Frauen müssen von Frauen vertreten werden»

In den nächsten Wochen erstellt jede Kommission des Frauenparlaments einen Entwurf eines Vorstosses. Hierzu wurden am Samstag intensive Diskussionen geführt.
In den nächsten Wochen erstellt jede Kommission des Frauenparlaments einen Entwurf eines Vorstosses. Hierzu wurden am Samstag intensive Diskussionen geführt. Bild: Claudia Hiestand
Mitte September findet in Schwyz ein kantonales Frauenparlament statt. Vor einer Woche trafen sich die Teilnehmerinnen zu einer ersten vorberatenden Kommissionssitzung.

Obwohl die Schwyzer Frauen seit 50 Jahren das kantonale und kommunale Stimm- und Wahlrecht besitzen, stellen sie in politischen Gremien immer noch eine Minderheit dar. Fehlen weibliche Sichtweisen und Erfahrungen in politischen Prozessen, werden einseitige Entscheide gefällt, die die Anliegen von Frauen nicht ausreichend abbilden.

Ein Teil dieser Anliegen kommt im September auf den Tisch: Rund 90 Frauen aus dem ganzen Kanton zwischen 19 und 72 Jahren werden im Rahmen eines Frauenparlaments fünf politische Vorstösse verabschieden. Die Vorstösse werden anschliessend von Kantonsrätinnen offiziell bei der Staatskanzlei eingereicht.

Zum Auftakt der Kommissionsarbeit lauschten die Teilnehmerinnen den Ausführungen von Staatsschreiber Mathias E. Brun. Bild: Claudia Hiestand

Politik nicht den Männern überlassen

Nach den Beweggründen für ihr Engagement im Frauenparlament gefragt, zeigt sich ein auffallend homogenes Bild: Die Teilnehmerinnen hoffen, dass sich Frauen im Kanton Schwyz vermehrt in die Politik einbringen und die Politik nicht nur den Männern überlassen. Einige Frauen wie Patricia Widmer aus Galgenen nutzen das Frauenparlament deshalb gezielt dazu, Einblick in die politischen Prozesse zu erhalten.

«Es wäre wünschenswert, wenn sich dank des Frauenparlaments mehr Frauen im Kanton Schwyz für politische Themen zu interessieren beginnen und sich bewusst werden, wie wichtig es ist, dass Frauen von Frauen vertreten werden», sagt Barbara Sutter-Widmer aus Arth. «Wenn Frauen durch konstruktive Beiträge auffallen, trägt dies bei künftigen Wahlen hoffentlich dazu bei, dass mehr Frauen gewählt werden.» Auch Silvia Ott aus Gersau zählt darauf, dass das Frauenparlament die politischen Kompetenzen der Frauen positiv hervorstreichen wird und die Bevölkerung merkt, «dass wir Frauen ernst zu nehmen sind».

Bild: Claudia Hiestand

Bisher sieben Frauensessionen

Die Durchführung von Politikveranstaltungen explizit von und für Frauen hatte im Kanton Schwyz während vieler Jahre Tradition. Erstmals fand anlässlich des ersten nationalen Frauenstreiks am 14. Juni 1991 ein Frauenparlament im Schwyzer Rathaus statt. In unregelmässigen Abständen folgten vier weitere Ausgaben, bevor 2001 die vorläufig letzte Frauensession ausgetragen wurde. Letztmals hatten die Schwyzerinnen am 14. Juni 2019 anlässlich des zweiten nationalen Frauenstreiks einen Forderungskatalog von einem Frauenparlament verabschieden lassen. Der Ertrag aus 30 Jahren fortwährender Initiative seitens der Schwyzer Frauen ist ernüchternd: Ihre Anliegen wurden bislang nicht gehört – und wenn doch, wurden sie nicht in ihrem Sinne umgesetzt.

Claudia Hiestand