Home Region Sport Agenda Schweiz/Ausland Magazin
Kanton
15.06.2022
15.06.2022 11:34 Uhr

«Wir müssen aufhören darüber zu klagen, dass Frauen früher wenig bekommen haben»

Diana de Feminis, Präsidentin des Frauennetzes Kanton Schwyz, unterstützt die Erhöhung des Rentenalters der Frau, über die am 25. September abgestimmt wird.
Diana de Feminis, Präsidentin des Frauennetzes Kanton Schwyz, unterstützt die Erhöhung des Rentenalters der Frau, über die am 25. September abgestimmt wird. Bild: Keystone/zvg
Gestern wurde gegen die AHV-Reform gestreikt. Doch selbst innerhalb der Frauenorganisationen und linken Parteien herrscht Uneinigkeit. SP-Kantonsrätin Diana de Feminis, Präsidentin des Frauennetzes Kanton Schwyz, ist für eine Erhöhung. Wir haben sie nach ihren Gründen gefragt.

In Lausanne zeigten Arbeiterinnen ihre schmutzige Wäsche, um auf die Ungleichheiten hinzuweisen, die sie erfahren. In Solothurn organisierten sie ein gemeinsames feministisches Picknick mit Musik. Auch in Genf, Zürich, Basel, Luzern, La Chaux-de-Fonds, Neuenburg und im Vallée du Joux gingen die Frauen gestern auf die Strasse.

«Die Erhöhung des Rentenalters ist überfällig»

Keine Erhöhung des Rentenalters für Frauen und ein Ende tieferer Löhne forderte zum Frauenstreiktag die Gewerkschaft Unia. Diana de Feminis, Präsidentin des Frauennetzes Kanton Schwyz, war gestern nicht am Frauenstreik. «Bei der aktuellen Rentenreform habe ich persönlich eine andere Haltung», sagt die SP-Kantonsrätin. «Die Erhöhung des Rentenalters ist überfällig. Aus meiner Sicht muss die Reform deshalb vorangetrieben werden.» 

«Mir ist es wichtiger, dass weitere Reformen zur Gleichstellung vorangetrieben werden. Etwa im Bereich Sozialversicherungen und Recht.»
Diana de Feminis, SP-Kantonsrätin und Präsidentin Frauennetz Kanton Schwyz

«Sozialversicherungen und Rechtslage reformieren»

Sie schaue lieber in die Zukunft: «Ich möchte wegkommen davon, am Bisherigen festzuhalten und darüber zu klagen, dass die Frauen zu wenig bekommen haben.» Wichtiger sei ihr, weitere Reformen zur Gleichstellung und zur Stärkung der Frauen voranzutreiben. Beispielsweise bei den Sozialversicherungen und in Bezug auf die rechtlichen Rahmenbedingungen im Bereich Steuern, Erbschaftsrecht, Elternurlaub, Kinderbetreuung etc. «Diese müssen den neuen Familienreformen, Lebensläufen und Arbeitsbedingungen angepasst werden.»

de Feminis beobachtet, dass gewisse Frauen sich selbst im Weg stehen: «Ich möchte, dass die Frauen sich bewusst sind, dass sie 80 bis 100 Jahre alt werden können. In jedem Alter ist es wichtig, finanziell unabhängig zu sein – egal, ob man sich für Kinder, Partnerschaft, Ehe etc. entscheidet oder nicht. Die beruflichen Karrieren sind heute vielfältig, verändern sich und müssen aktiv mitgestaltet werden.»

«Arbeitswelt reformieren»

Sie stellt auch die geltenden Arbeitssysteme in Frage: «Wir müssen uns überlegen, ob als Gesellschaft die bisherigen Ideen darüber, wofür man Lohn zahlt, wie viel wert eine Tätigkeit hat und wie wir im Alter abgesichert sein wollen und können, nach wie vor gültig sind. Die aktuellen Systeme basieren auf ganz anderen Lebensumständen.» Hier brauche es grössere Reformen.

Die Reform AHV 21 kommt am 25. September zur Abstimmung.

 

Anouk Arbenz, Redaktion March24 & Höfe24