In der Zentralschweiz fahren rund 56 000 Personen Mountainbike – mit und ohne Motor. Wegen der Kombination von Lockdown und schönem Wetter bewegten sich viele vermehrt in der Natur, darunter Biker. Besonders an den Wochenenden wurde deutlich, dass diverse Aufgaben nicht mehr auf die lange Bank geschoben werden dürfen: die Modernisierung der veralteten Infrastruktur, die Optimierung der Zaundurchgänge, das stärkere Einbinden der Landeigentümer und das Schliessen der gesetzlichen Lücken.
Wege, Sportgeräte und Gesetze passen nicht zueinander
«Die Wege wurden vor über zehn Jahren auf Flur-, Wald- und Forststrassen ausgeschildert», sagt Thomy Vetterli, Product Manager des Mountainbike Zentralschweiz-Projekts. Seither wurden sie nur spärlich weiterentwickelt, weil kein politischer Auftrag bestand und rechtliche Grundlagen fehlten. Ausserdem besteht kein zusammenhängendes Wegnetz in der Zentralschweiz.
Hinzu kommt die unklare gesetzliche Lage. Laut Strassenverkehrsgesetz sind Fahrräder auf Wegen, für die sie nicht geeignet sind, verboten. Doch Mountainbikes sind keine Fahrräder, sondern Sportgeräte, die auf Kies- und Teerstrassen unterfordert sind und sich deshalb sehr wohl für Wanderwege eignen. Somit fallen sie in eine gesetzliche Lücke: Sie sind weder explizit verboten noch explizit erlaubt auf Wanderwegen.
Die kantonalen Fuss-, Wander- und Waldweggesetze helfen auch nicht weiter. «Sie weisen innerhalb der Zentralschweiz zudem grosse Unterschiede auf, was die Landeigentümer, Mountainbiker und Wanderer verwirrt», ergänzt Thomy Vetterli. Klar geregelt ist hingegen, dass Biken im Wald, auf Wiesen und im Jagdbanngebiet abseits der Wege verboten ist.
Gute Lösungen brauchen Zeit
Gesetzliche Anpassungen brauchen Zeit. Velowege fallen in den Zuständigkeitsbereich der Kantone und Gemeinden. So sieht es auch das «Bundesgesetz für Velowege» vor, das bis September 2020 in der Vernehmlassung ist. Kurzfristig wird sich daher wenig ändern. «Wir sind auf die gegenseitige Rücksichtnahme und das Verständnis der Wanderer und Mountainbiker angewiesen», sagt Thomy Vetterli.
Erste Massnahmen
Einige Hilfsmittel für ein optimiertes Bike-Erlebnis konnten jedoch bereits auf diese Sommersaison hin umgesetzt werden. «Zusammen mit der Landwirtschaft haben wir Durchgänge und Signalisationswimpel für Zäune entwickelt», sagt Thomy Vetterli. Mit den neuen Zaundurchgängen entfällt das Anhalten und Absteigen, um bei Viehweiden Tore zu öffnen, und das Schliessen geht auch nicht mehr vergessen. Das Projekt wird mit Mitteln der Neuen Regionalpolitik (NRP) der Kantone Luzern, Schwyz, Obwalden, Nidwalden und Uri unterstützt.