Nur vereinzelte Kantone sehen ein Fach mit dem Schwerpunkt Politik im Stundenplan vor. In den meisten Fällen wird die politische Bildung in andere Fächer integriert und so den Schülern näher gebracht.
Individuelle Unterrichtsformen
Im Kanton Schwyz unterrichten die öffentlichen Volksschulen nach den Vorgaben des Lehrplan21. Dieser sieht das Thema Politik im Fach RZG (Räume, Zeiten und Gesellschaft) vor. Dieses Fach wird erst im 3. Zyklus der Schulzeit unterrichtet, was die Sekundarstufe umfasst.
Somit ist die Handhabung der Schulen im Bezug auf die politische Bildung kantonal geregelt. Es sei jedoch den Lehrpersonen überlassen, im Unterricht eigene pädagogische Akzente zu setzen und individuelle Unterrichtsformen anzuwenden, wie Marcel Gross, Abteilungsleiter Schulcontrolling des Amts für Volksschulen und Sport des Kantons Schwyz erklärt.
Viele Gelegenheiten
Bruno Stürmlin, Schulleiter der Sekundarschule Riedmatt in Wollerau, bestätigt, dass Politik oft im überfachlichen Bereich thematisiert werde und deshalb vielfältig in den Unterricht eingebaut wird. Schon einige Klassen der Sek eins Höfe hätten zudem in den letzten Jahren an der Jugendsession in Bern teilgenommen. Vereinzelte Lehrpersonen hätten mit ihren Klassen Bezirks- oder Gemeindeversammlung besucht und häufig würden auch die Abstimmungen intensiv im Unterricht thematisiert und mithilfe von Apps zur Meinungsbildung analysiert. «Ein Teil der politischen Bildung läuft programmatisch ab, jedoch gibt es auch viele weitere Gelegenheiten, das Thema aufzugreifen. Dies geschieht meist durch Aktualität oder Lebensbezüge», so der Schulleiter.
Abstimmungen thematisieren
In der Sek 1 March Lachen wird das Thema Politik ebenfalls in verschiedene Fächer eingearbeitet. Nebst dem Fach RZG eigne sich auch der Deutschunterricht ideal, um eine Verbindung zur Politik herzustellen, erklärt Sebastian Rüttimann, Lehrer an der Sek 1 March Lachen. Im Unterricht nutze er jeweils die Abstimmungsvorlagen für Debatten und beziehe so aktuelle politische Themen in die Lektionen mit ein.
Politik auch ohne Lehrplan21
An der Kantonsschule Ausserschwyz (KSA) wird nicht nach dem Lehrplan21 (nur bis Sekundarstufe I) unterrichtet. In der Stundentafel findet man ebenfalls kein Fach Politik. Rektor Martin von Ostheim erklärt, dass Politik in viele Fächer integriert werden könne, da es viele transversale Inhalte gebe. Zusätzlich biete die KSA ein Freifach an, welches sich mit dem aktuellen politischen Geschehen auseinandersetze. Unter anderem würden auch diverse Veranstaltungen wie Studienwochen und Besuche von Botschaftern stattfinden, um das Thema Politik vertieft behandeln zu können.
Ein Fach für die politische Bildung
Da die politische Bildung in der Schweiz einen immer grösseren Stellenwert erhält, stellt sich die Frage, ob es sinnvoll wäre, das Fach Politik im Lehrplan einzuführen.
Marcel Gross, Rektor Kantonsschule Ausserschwyz, stellt klar, dass es gemäss dem Erziehungsrat nicht geplant sei, im Kanton Schwyz ein eigenes Fach für die politische Bildung einzuführen. Überfachliche Bereiche würden sich bereits mit wichtigen Punkten wie «Meinungsbildung», «diskutieren» und «sich informieren» befassen. Dies könne in allen Fächern geschehen und sei nicht auf RZG beschränkt. Dadurch werde die Idee der politischen Bildung bestens unterstützt. «Im Sinne einer ganzheitlichen Bildung im Schulunterricht, wäre eine Beschränkung auf ein einzelnes Fach Politik nicht zielführend », so der Abteilungsleiter Schulcontrolling.
Stundenplan wird zerstückelt
Von Ostheim ist ebenfalls der Meinung, dass es kein separates Fach Politik geben sollte. «Je mehr Fächer es gibt, desto zerstückelter wird der Stundenplan. » Zusätzlich könne die Stundentafel nicht beliebig erweitert werden, wodurch man anderen Fächern Lektionen wegnehmen müsste. «Viele Fächer würden durch den Wegfall von politischen Themen zudem beschnitten », so der Rektor der KSA.
Berührungspunkte finden
Grundsätzlich sei es für alle Unterrichtseinheiten wichtig, einen Bezug zu den Lebenswelten der Schüler herzustellen, meint Sebastian Rüttimann. Durch Abstimmungen, die die Jugendlichen an gewissen Punkten berühren, gelingt der Einstieg in die politische Bildung gleich besser. «Es ist wichtig, erst einmal herauszufinden, wo Jugendliche Zugang zur Politik haben, wo sie politisiert werden und welche Berührungspunkte sie damit haben.» Bruno Stürmlin fügt an, dass man beachten müsse, dass die Jugendlichen in einem Alter in die Sekundarstufe kämen, in dem die Politik nicht besonders nah an ihren Problemen und Lebenswelten liegt. «Die Schüler müssen da abgeholt werden, wo sie aktuell stehen», hält der Schulleiter der Sekundarschule Riedmatt abschliessend fest.