Eigentlich hatte alles vielversprechend begonnen, damals im Jahr 2015: Daniel Sulser und seine Firma Perform Fun mit Sitz in Schindellegi hatten eine Coaching-App für ein individuelles Fitnesstraining entwickelt.
Etwas, das auch in der Armee und im Bundesamt für Sport (Baspo) Anwendung finden könnte. Nachdem Daniel Sulser im November 2015 sein Konzept Vertretern des Departements für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) detailliert vorgestellt hatte, stellte ihm das VBS ein Pilotprojekt in Aussicht.
Nur: Zu diesem Zeitpunkt hatte Armasuisse den Auftrag für eine solche App bereits vergeben. Denn bereits im Oktober 2015 war der Zuschlag an andere Firmen gegangen, die für die Armee eine Coaching-App entwickeln sollten. Über die WTO-Ausschreibung, die die Armasuisse Mitte 2015 durchführte, waren Daniel Sulser und Perform Fun nicht informiert worden.
War Bedarf bereits 2015 gegeben?
Ein Affront für Daniel Sulser, waren doch vonseiten Armee positive Signale bezüglich seiner Coaching-App ausgesandt worden. Aber auch, weil in der Korrespondenz zwischen Sulser und der Armee Ungereimtheiten auftauchten.
So heisst es in einem Schreiben des Ausbildungschefs der Armee vom 13. September 2018, dass im Jahr 2015 vonseiten der Armee «noch kein Bedürfnis für eine sport- und rekrutierungsspezifische Applikation» bestanden habe.
«Der Wunsch nach einer solchen entstand erst im Frühjahr 2017 nach positiven Erfahrungen, welche […] gemacht hatten», heisst es weiter. Im Mai 2017 sei dem Antrag zur Schaffung einer Applikation zur Vorbereitung auf den Militärdienst stattgegeben worden.
Im selben Schreiben heisst es aber auch, dass Armasuisse im Juni 2015 das bereits erwähnte offene WTO-Verfahren durchgeführt und per 1. Januar 2016 mit Firmen rechtsgültige Rahmenverträge geschlossen habe. So bestand offensichtlich schon vor 2017 ein Bedürfnis für «eine sport- und rekrutierungsspezifische Applikation».
Animationen teilweise 1 zu 1 übernommen
Im März 2019 präsentierte die Armee ihre Sport-App ready #teamarmee. Für Daniel Sulser ist klar: Die Armee hat bei ihm abgekupfert. Dies sei bei einem Vergleich der beiden Apps offensichtlich: Themenauswahl, Übungen und sogar Animationen seien teilweise 1 zu 1 übernommen worden.
Eine Sitzung im Mai 2019 zwischen Vertretern der Armee und Perform Fun brachte keine Klärung. Daniel Sulser wirft dem Protokollführer und dem Ausbildungschef der Armee vor, im Protokoll die Sitzung unvollständig wiedergegeben zu haben. «Das Protokoll weist wesentliche Mängel auf», so Sulser. Für Perform Fun wichtige Bestätigungen seitens der Armee seien nicht ins Protokoll aufgenommen worden. Zudem habe man am Anfang der Sitzung beschlossen, dass beide Parteien das Protokoll unterzeichnen, was aber nicht der Fall war.
In einem Punkt waren sich während der Sitzung Daniel Sulser und der Chef Kommando Ausbildung aber einig: Es soll keine rechtliche Auseinandersetzung geben, sondern es soll «eine politische Lösung angestrebt» werden. Rückblickend ein frommer Wunsch.
Diverse Klagen hängig
Eine im September 2020 gestellte Rechnung des Start-ups ans eidgenössische Finanzdepartement über rund 2,85 Mio. Franken für die Verwendung des Konzepts von Perform Fun für die VBS Sport App ready wurde nicht bezahlt.
Ebenso wenig Schadenersatz und Genugtuung für die Vernichtung des Aktienwertes der Perform Fun AG und den Reputationsschaden von insgesamt 14,6 Mio. Franken.
Denn: Das VBS bietet ihre App der Zivilbevölkerung zur kostenlosen Nutzung an. «Das ist unter anderem unlauterer Wettbewerb », so Sulser, «und hat der Perform Fun AG die Existenzgrundlage entzogen. »
Diverse Klagen gegen Bundes-Mitarbeiter
Nun: Mittlerweile sind eine Klage gegen Viola Amherd, Vorsteherin des VBS, und eine Staatshaftungsklage gegen die Eidgenossenschaft hängig.
Des weiteren haben Daniel Sulser und Perform Fun AG Strafanzeige Anfang Januar bei der Bundesanwaltschaft gegen zwei Rechtsmitarbeiter des Eidgenössischen Finanzdepartements und den ehemaligen Bundesrichter und Gerichtspräsidenten wegen Amtsmissbrauchs, ungetreuer Amtsführung und Urkundenfälschung im Amt eingereicht.
Sulser für eine aussergerichtliche Lösung bereit
Und eine weitere Anzeige ist eingereicht gegen den Leiter Rechtsdienst des Finanzdepartements: Denn dem Schindellegler Unternehmer wurde eine Betreibungsandrohung für eine Rechnung für eine Verfügung in Sachen Schadenersatzbegehren zugestellt.
Sulser hat zwei Möglichkeiten: Wenn er zahlt, ist sein Schadenersatzanspruch vom Tisch. Wenn er nicht zahlt, wird er betrieben. «Das ist Nötigung und sogar Erpressung», so Sulser. Daniel Sulser hat die Tür aber nicht zugeschlagen. Er hat dem Bundespräsidenten mitgeteilt, dass er für eine aussergerichtliche Lösung bereit sei, wenn der Bund eine faire und adäquate Lösung ermögliche.
«Das ist unlauterer Wettbewerb und hat der Perform Fun AG die Existenzgrundlage entzogen.»