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Tuggen
26.01.2022
26.01.2022 17:15 Uhr

Kampf gegen das Abblättern und den Schmutz von Jahrhunderten

Hier wartet viel Arbeit auf das Restaurationsteam: Wandbemalung mit Rosenranken und Rötel-Vorzeichnungen aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts.
Hier wartet viel Arbeit auf das Restaurationsteam: Wandbemalung mit Rosenranken und Rötel-Vorzeichnungen aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Bild: Georg Sidler
Das Steinhaus in Tuggen ist nicht nur ein Baudenkmal, es birgt auch eine Vielzahl von originalen Wandmalereien in seinem Innern. Damit diese nicht weiter dem Zahn der Zeit zum Opfer fallen, werden sie gesichert und aufwendig restauriert. Restauratorin Sylvia Fontana erlaubt einen Blick auf ihr Vorgehen.

Die Repräsentationsräume im Tuggner Steinhaus sind mit reichen Wandmalereien verziert. Die diplomierte Restauratorin Sylvia Fontana von Fontana& Fontana AG mit Sitz in Rapperswil-Jona ist unter anderem mit der Konservierung und Restaurierung betraut. «Die besagten Malereien stammen von 1538», erklärt sie. Es gebe aber Spuren von Malereien aus der Bauzeit des Hauses um 1448. Zudem seien noch Spuren von Entwurfszeichnungen mit Rötel erkennbar.

Secco-Technik versus Fresken

Die heute noch sichtbaren Bemalungen von 1538 wurden in der sogenannten Secco-Technik ausgeführt, das heisst, die Farbpigmente wurden auf die trockene Kalktünche gemalt, und zwar in Form einer Tempera aus Kalk, Öl und Protein – Letzteres stammt zum Beispiel aus Quark, Milch oder Ei. Es sind keine Fresken. Bei der Fresco-Technik werden die Farbpigmente in den noch feuchten Kalkputz eingebracht. Der Nachteil von Secco-Malereien besteht darin, dass sie abblättern können. Die Arbeit von Sylvia Fontana und ihrem Team besteht darin, die Wandmalereien zu sichern, reinigen und restaurieren. «Diese Vorgänge gehen Hand in Hand», betont sie. Die Arbeiten sind ab Februar geplant. Denn die Sicherung der Malereien muss vor dem Beginn der geplanten Dachstuhlsanierung im Frühsommer abgeschlossen sein.

Der Putz bröckelt und trägt den Schmutz von Jahrhunderten – in der Mitte prangt, kaum erkennbar, ein Vogel. Bild: Franziska Kohler

Hohlräume auffüllen

Dabei geht Sylvia Fontana Schritt für Schritt vor – vom Grossen ins Kleine, vom Groben ins Feine. Als erstes müssen die Wände vorsichtig auf allfällige Hohlräume hinter dem Putz abgeklopft werden. Diese füllen die Restauratoren mit Kalkmilch und Putz auf, um sie zu festigen. Dabei kommen medizinische Injektionsspritzen zum Einsatz. Auch ein Statiker ist involviert, um eine mögliche Instabilität des Mauerwerks bei den Arbeiten ausschliessen zu können.

Aufwendige Reinigung

Auf den Malereien liegt zudem der Schmutz von Jahrhunderten. Die wertvollen Räume waren zum Glück nicht Rauch ausgesetzt, da sie von aussen beheizt wurden. Dennoch haben sich Staub und andere Verunreinigungen auf den Wänden abgelegt und sind sogar in den Putz eingedrungen. Für die Reinigung benutzen sie destilliertes Wasser und ein spezielles Tensid. Mit Schwamm, Wasser und gewöhnlicher Seife könnten die Malereien beschädigt werden. Ziel sei es, die Bemalungen im ursprünglichen Zustand zu erhalten. Gleichzeitig werde auch der Kalkputz an der Wand repariert und die Tünche retuschiert.

Das Schiff ist kaum mehr erkennbar. Bild: Franziska Kohler

Für die Arbeiten brauche es neben Geduld auch ein geschultes Auge und höchste Konzentration. Denn einzelne Bemalungen seien nur noch schwer erkennbar. Eine temporäre Verschalung während der Umbauarbeiten sei nicht geplant. «Sobald die Beteiligten die Malereien sehen, sind sie automatisch vorsichtiger », hält Sylvia Fontana fest.

Franziska Kohler, Redaktion March 24 und Höfe 24