Home Region Sport Agenda Schweiz/Ausland Magazin
Region
02.10.2021

Kanti Rapperswil ist wegen Gymnasium laut Kanton nicht vom Tisch

Bildungsort Wurmsbach: Schon nächstes Jahr gehören auch Gymnasiastinnen und Gymnasiasten zur Schülerschaft.
Bildungsort Wurmsbach: Schon nächstes Jahr gehören auch Gymnasiastinnen und Gymnasiasten zur Schülerschaft. Bild: pd
Die langfristige Option einer Kantonsschule in Rapperswil-Jona ist nach dem Markteintritt eines privaten Gymnasiums nicht beerdigt.Das sagt der St.Galler Bildungschef. Doch es gibt Fragezeichen.

Stadt und Kanton sind offensichtlich überrascht – zumindest vom Tempo, das der private Anbieter anschlägt. Bereits ab Sommer 2022 will die SBW Haus des Lernens AG im ehemaligen Mädcheninternat beim Kloster Wurmsbach in Rapperswil-Jona einprivates Gymnasium betreiben. Hier sollen künftig 80 bis 130 Schülerinnen und Schüler ein 10. Schuljahr absolvieren oder auf die eidgenössische Maturitätsprüfung vorbereitet werden. Neben einer möglichst effizienten Vermittlung des Schulstoffes stehen laut SBW dabei die Persönlichkeitsentwicklung und selbstständiges Lernen stark im Fokus – betreut von sogenannten Lerncoaches.

Dem 1980 gegründeten Unternehmen, das an neun Standorten in der Schweiz und in Süddeutschland 15 sogenannte Lernhäuser betreibt, sind die politischen Diskussionen rund um das Fehlen einer Kanti im Linthgebiet nicht verborgen geblieben. «Die bisher grösste Schweizer Stadt ohne eigenes Gymnasium wird ab Sommer 2022 auf sein eigenes verweisen können», heisst es in der Medienmitteilung von SBW in Bezug auf Rapperswil-Jona.

Wird Kanti Wasser abgegraben?

Fragt sich, wie stark das private Gymnasium die Chancen für eineöffentliche Kanti in Rapperswil-Jona schmälert? Erst jüngst hatte die St.Galler Regierung verlauten lassen, dass für sie ein Campus aus Berufs- und Kantonsschule im Zeitraum von 10 bis 25 Jahren eine Option ist. Für Peter Göldi, CVP-Kantonsrat und Leiter des Regionalmanagements Obersee-Linth, ist klar: «Ein privates Gymnasium ersetzt keinesfalls ein öffentliches Angebot. Bildung muss für alle zugänglich bleiben.» Ähnlich tönt es bei Stadtrat Eberle: «Es ist und bleibt Aufgabe des Kantons, für alle Jugendlichen, welche eine Kantonsschule absolvieren möchten und die Anforderungen erfüllen, genügend Schulplätze zur Verfügung zu stellen.» Insofern hoffe er nicht, dass eine öffentliche Kanti in der Stadt damit bereits wieder vom Tisch sei.

«Keine Konkurrenz zu öffentlichen Angeboten»

Grundsätzlich stösst das Angebot bei Vertretern der Region aber auf ein positives Echo: «Ein Privatgymnasium belebt den Bildungsstandort Rapperswil-Jona», sagt Schulpräsident Luca Eberle auf Anfrage der «Linth-Zeitung». «Für einen Teil der Bevölkerung mag der Besuch eines Privatgymnasiums eine echte Alternative zu einer öffentlichen Kanti sein», ergänzt der SP-Stadtrat. «Aufgrund der Kosten kommt ein Besuch eines Privatgymnasiums aber sicher nicht für alle infrage.» Auch der St.Galler Bildungschef Stefan Kölliker begrüsst das neue Angebot, zumal die Eröffnung eines privaten Gymnasiums «im Rahmen der unternehmerischen Freiheit» passiere. «Die Erfahrung zeigt, dass private Gymnasien oftmals Nischen im Bildungsangebot abdecken können, ohne jedoch die öffentlichen Angebote zu konkurrieren», sagt der SVP-Regierungsrat. «Vor diesem Hintergrund erfüllen auch private Angebote auf gymnasialer Stufe eine bildungspolitisch wertvolle Funktion.»

 

Pascal Büsser, Südostschweiz
Demnächst