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Kanton
27.06.2021
28.06.2021 09:01 Uhr

Jetzt dürfen Ausländer bei den Katholiken mitreden

Möglicherweise ab Herbst sind im Kanton Schwyz Katholikinnen und Katholiken ohne Schweizer Bürgerrecht in der Kantonalkirche stimmberechtigt.
Möglicherweise ab Herbst sind im Kanton Schwyz Katholikinnen und Katholiken ohne Schweizer Bürgerrecht in der Kantonalkirche stimmberechtigt. Bild: Nordkirche
Relativ knapp: Mit rund 53 Prozent Zustimmung wurde am Sonntag den Katholikinnen und Katholiken ohne Schweizer Bürgerrecht das Stimmrecht in Belangen der Römisch-katholischen Kantonalkirche zugestanden.

Für die Verantwortlichen ist es kein Spazierganggeworden: mit 11'306 (52,7 Prozent) Ja zu 10'133 (47,3 Prozent) haben die Schwyzer Katholikinnenund Katholiken gestern die Einführung eines Stimm- und Wahlrechts für Katholiken ohne Schweizer Bürgerrecht relativ knapp gutgeheissen. Nach den Ablehnungen in den Jahren 2002 und 2006 klappte es also im dritten Anlauf. Bereits auf die Kirchgemeindeversammlungen im Herbst hin soll diese Änderung umgesetzt werden können. Damit dürfen in Zukunft Personen ohne Schweizer Bürgerrecht auch in den Räten der Kirchgemeinden Einsitz nehmen, was da und dort in den entsprechenden Gremien zu Entlastungen führen dürfte.

Die Gegnerschaft machte unter dem Motto «Wehret den Anfängen» gegen dasAusländerstimmrecht mobil und äusserte Befürchtungen, dass diese Regel dann auch auf Staatsebene durchgesetzt werden könnte. «Davon sind wir weit entfernt», sagte gestern Lorenz Bösch, der Präsident des kantonalen Kirchenvorstandes in einer Stellungnahme.

Diese Befürchtungen dürften allerdings laut Bösch schon dazu geführt haben, dass in 14 von 37 Kirchgemeinden ein Nein in die Urne gelegt wurde; in Tuggen resultierte Stimmengleichheit.

Gegen das Stimm- und Wahlrecht für Ausländerinnen und Ausländer sprachen sich vor allem kleinere Kirchgemeinden aus,unter ihnen Feusisberg, Buttikon und Wägital. Generell waren in den ablehnenden Kirchgemeinden die Nein-Stimmen-Anteile zwischen 81,4 Prozent (Alpthal) und 51,8 Prozent (Buttikon).

Am deutlichsten Ja sagten die Katholikinnen und Katholiken von Merlischachen (72,8 Prozent), am knappsten – mit Ausnahme der Stimmengleichheit in Tuggen – Wangen und Schübelbach, wo nur gerade zwei Stimmen ausschlaggebend waren für das Ja.

Kommentar

Es war höchste Zeit

Die Schwyzer Katholikinnen und Katholiken habensich gestern – wenn auch nur knapp – solidarischgezeigt mit ihren ausländischenGlaubensschwestern und -brüdern. Damit ist unser Kanton einer Schande entgangen. Hätte ein Nein resultiert, hätte man wohl mit Fingern auf uns gezeigt. Die Kantonalkirche hat nun aber ein Willkommen ausgesandt. In der Kirche sollten nun im 21. Jahrhundert wirklich alle willkommen sein.

Wenn Luigi und Mehmet im Fussballclub mitarbeiten wollen, so sind sie ebenso gern gesehen wie Sepp und Hans, auch wenn sie kein Schweizer Bürgerrecht besitzen. Sie sagen jetztzu Recht, dass die katholische Kirche kein Fussballclub ist. Richtig. Aber sie ist auch kein Staatswesen, so dass das von der Gegnerschaftverbreitete Argument, wonach dann bald auch das Ausländerstimmrecht auf politischer Ebeneeingeführt werden könnte, völlig aus der Luft gegriffen war. Schliesslich haben wir ja dereinst die Trennung von Kirche und Staat beschlossen.

Unverständlich ist die Haltung der Gegner vordem Hintergrund der – gerade in diesen Kreisen – immer wieder geäusserten Befürchtung, dass andere Religionsgemeinschaften die westlich-christliche Gemeinschaft in den Hintergrunddrängen könnten. Da ist das Stimm- und Wahlrecht für Ausländer das richtige Mittel, gilt es doch die Kräfte zu bündeln. Nur eine starke und geeinte Glaubensgemeinschaft ist in der Lage, ihre Werte zu verteidigen. Wenn wir uns unterteilen in Schweizer und Nicht-Schweizer, so schwächt dies unsere Stellung. Wie stark die Glaubensgemeinschaft ist, misst sich auch am Interesse: 33 Prozent Stimmbeteiligung! Da ist es höchste Zeit, den Kreis der Engagierten zu öffnen.

Stefan Grüter, Redaktion March24 und Höfe24
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