Lucas Almeida nimmt das Lineal und legt es aufs Glas. Er richtet es ein paar Mal neu aus – ganz gerade muss der Schnitt sein, den er gleich machen wird. Dann trennt er die beiden Glasscheiben. Lucas ist 13 Jahre alt und arbeitet im Rahmen des Jugendprojekts LIFT einmal wöchentlich bei der Glasmanufaktur Buttikon AG. Er putzt viel, mit der Maschine oder mit dem Besen. Oftmals darf er den Nachmittag mit dem Lehrling verbringen und diesen unterstützen oder ihm bei der Arbeit zuschauen. Seit den Sportferien kommt er jeden Mittwochnachmittag hierher. In vier Wochen ist es dann vorbei. Im Herbst darf er in einen anderen Betrieb gehen. «Am Liebsten schneide ich», sagt Lucas. Er könnte sich vorstellen, einmal in der Glasmanufaktur zu arbeiten. Und auch Marco Küng, der ihn betreut, und die Geschäftsleitung würden sich freuen, wenn Lucas nach der Oberstufe in Buttikon die Glaserlehre begänne.
Integration in die Arbeitswelt vereinfachen
Der Ansatz des Programms LIFT wurde von einem Berner Professor im Jahr 2006 erarbeitet. Ziel ist es, Schülerinnen und Schülern der Oberstufe mit erschwerender Ausgangslage in Bezug auf die spätere Integration in die Arbeitswelt zu ermöglichen, erste Erfahrungen in der Arbeitswelt zu sammeln und so besser auf den Übergang in die Berufswelt vorzubereiten. Die Schüler leisten freiwillig und meist in ihrer Freizeit einmal pro Woche einen Einsatz in einem Betrieb in der Region – im Fall der Sek 1 March in Siebnen im Bezirk March. Auch die Sek Eins Höfe hat das Projekt LIFT – schon 2014 – eingeführt und laut Rektor Rick Bachmann sei dieses sehr erfolgreich.
Fünf Schülerinnen und Schüler wurden in Siebnen durch die zuständigen Lehrpersonen für dieses Projekt ausgewählt und starteten dieses Jahr im jeweiligen Betrieb ihrer Wahl (siehe Box). Zuvor wurden diese durch die beiden Modulleiterinnen Priska Kugler und Jeanette Waber gecoacht. Es wurde gelernt, wie man sich richtig benimmt, wie man Vorgesetzte anspricht und sich vorstellt und so weiter. Zudem besuchen die Schüler einmal pro Woche den Modulkurs bei Waber und Kugler, die zusammen mit den Jugendlichen die Einsätze reflektieren und ihnen beibringen, Probleme in geeigneter Form anzusprechen und Tiefpunkte zu überwinden.
Fast schon Teil des Betriebsteams geworden
Bereits nach dem ersten Jahr seit LIFT-Start zeige sich, dass es den Jugendlichen und der Schule viel bringt, meint Schulleiter Reto Jegher. Die Jugendlichen legten eine grosse Selbstständigkeit an den Tag und hätten mit den Wochenarbeitsplätzen einen Ausgleich zur Schule gefunden. Nach dem Sommer wechseln die fünf Schülerinnen und Schüler des LIFT-Projekts den Betrieb. Insgesamt werden sie bis zur dritten Oberstufe Einblick in drei bis vier Betriebe gehabt haben. Es sei auch schon vorgekommen, dass jemand abgebrochen habe, «weil er einfach gemerkt hat, dass es nicht das Richtige für ihn ist», sagt Waber. Auch das gehöre zum Prozess dazu.
Auch für die Unternehmen sei es kein Mehraufwand, sondern ein Imagegewinn und die Möglichkeit, potenzielle Lehrlinge bereits auszusondieren. Oder es wird zum Selbstläufer: «Wir haben mehr Bewerbungen, seit wir am LIFT-Projekt teilnehmen », erzählt Marco Küng von der Glasmanufaktur Buttikon AG. Das sei wertvoll, denn gute Glaser sind heute Mangelware.
Jugendbüro March als Türöffner und grosse Stütze
Eine grosse Hilfe für die Umsetzung des Projekts bot das Jugendbüro March. Isabelle Lenggenhager und ihr Team machten sich auf die Suche nach möglichen Betrieben für das Projekt, stellten diesen via Film LIFT vor undkoordinierten die Wochenarbeitsplätze für die Jugendlichen.
Lucas Almeida ist in der ersten Oberstufe und darf also noch zwei Jahre von LIFT profitieren. Dann, im dritten Jahr, wird er auch während des Bewerbungsprozesses nicht alleine gelassen werden. Vor allem Jugendlichen, die von zu Hause keine Unterstützung erhalten, ein mangelndes Selbstwertgefühl oder Mühe haben, Arbeitserfahrungen zu sammeln, will die Sek 1 March Siebnen so helfen.