Kolumne von Andreas Knobel
Wer sich nur schon interessehalber in den Sozialen Medien bewegt, wird zurzeit überwältigt. Denn es scheint nur noch ein Thema zu geben: Corona und nochmals Corona. Ein besonders illustres Beispiel ging kürzlich viral, als ein Massnahmen-Gegner vor einer Primarschule in Ebikon so lautstark protestierte, dass er unter Zeter und Mordio von der Polizei abgeführt wurde.
Was die Luzerner Polizei nicht wusste: Es handelte sich um einen hinlänglich bekannten Altendörfler, der jeweils die Hälfte der Gemeindeversammlung «bestreitet» und nun in der halben Schweiz als Demonstrant auftritt. So war er in Lokal-TV-Sendern zu sehen, als er mit Schweizer Fahne auf dem Sechseläutenplatz in Zürich kniete, im Mittelland an vorderster Front auftauchte und nun auch im Luzernischen für Furore sorgte. Mit diesem Vorwissen hätte ihn die Luzerner Polizei wohl einfach lärmen lassen, zumal der streitbare Mann zwar nervig, aber nicht gefährlich ist.
So aber schwappte diese Episode gar auf nationale Ebene über. Denn niemand Geringerer als Bundesrat Ueli Maurer setzte sich dafür ein, dass Menschen, die sich gegen die offiziellen Meinungen stellen, nicht einfach «weggesperrt» werden. Dem mag man prinzipiell zustimmen. Nur hat Maurer wohl am falschen Beispiel ein Exempel statuiert. Klar sollen die Corona-Skeptiker wie die Corona-Leugner und selbst die Verschwörungstheoretiker ihre Meinung frei und ohne Konsequenzen äussern dürfen.
Und ja, sie sollen auch demonstrieren dürfen. Nur, zu meiner persönlichen und aller Freiheit gehört auch, dass es jedem Einzelnen überlassen bleiben muss, ob er sich dieses Geschrei anhören will oder nicht. Und wenn dann der Verkehr gestört, eine Bank gestürmt oder ein Schulhausplatz besetzt wird, dann ist und bleibt es nichts anderes als Nötigung.