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Kanton
25.10.2020

Auf dem Stoos regt sich Widerstand gegen den «Dichtestress»

Einigen Stööslern ist der Rummel in ihrer engeren Heimat zu gross geworden. Sie bringen sich deshalb in Stellung gegen den Wetter-Erlebnispark. (Bild: Erhard Gick)
Einigen Stööslern ist der Rummel in ihrer engeren Heimat zu gross geworden. Sie bringen sich deshalb in Stellung gegen den Wetter-Erlebnispark. (Bild: Erhard Gick) Bild: Erhard Gick
Mit der Opposition gegen das Klimazentrum wehren sich einige Stöösler gegen zu viel Tourismus.

«Früher traf man sich am Stammtisch, hatte Platz in den Restaurants», erzählt Ruedi Odermatt. «Heute stürmen die Inder rein, im Restaurant auf dem Fronalpstock herrscht Massenabfertigung, im Winter werden die Stoos­alpen von Skitourentouristen überrannt. Man hat das Gefühl, man könne sich vor lauter Menschenmassen kaum mehr bewegen», kritisiert der gebürtige Stöösler, der heute in Morschach wohnt. «Wir haben unsere Heimat, wie wir sie kennen, verloren.»

Das Problem habe sich mit der ­Inbetriebnahme der neuen Stoosbahn schlagartig verschärft. Und jetzt wolle man noch einen «völlig überflüssigen Wetter-Erlebnispark» in der Tourismusregion Stoos-Muotathal-Illgau ­realisieren. Herzstück wäre ein Erlebniszentrum in Muotathal. Hinzu ­kämen Dutzende Wetter-Messstationen und diverse Aussichtsplattformen, auch auf dem Stoos. Das führe zu einem weiteren «Dichtestress», reklamiert das ­Forum Morschach-Stoos in einem Flugblatt.

«Das Original ist besser als die Kopie»

«Wir möchten diese Entwicklung bremsen – ähnlich der Bestrebungen, die es auch auf der Rigi gibt», schiebt Ruedi Odermatt nach. Er ist Mediensprecher dieser losen Vereinigung, ­welche aus etwa 20 Personen bestehe, in der Mehrheit Stöösler und Ferienhausbesitzer.

Das Wetter könne wegen dieses Kompetenzzentrums nicht besser vorausgesagt werden. Dafür gebe es 88 Millionen Messpunkte weltweit. Es sei «unsinnig», Steuergelder in diese Scheinwelt zu investieren. «Das originale Wettererlebnis draussen ist ohnehin besser als die virtuelle Kopie.»

Damit spricht Odermatt einen weiteren Punkt an: Offenbar soll an den bevorstehenden Gemeindeversammlungen mit Urnenabstimmung im kommenden Februar über einen Kostenrahmen von drei Millionen Franken abgestimmt werden.

Vorschläge für die nachhaltige Entwicklung

Ruedi Odermatt rechnet vor: Die ­Gemeinde Morschach generiert mit über 200 000 Übernachtungen mit weitem Abstand am meisten Kurtaxen aller drei Gemeinden. «Wir möchten nicht, dass mit unseren Kurtaxen das Erlebniszentrum in Muotathal unterstützt wird.» Vielmehr sollten die ­Kurtaxengelder in eine nachhaltige Entwicklung investiert werden, «damit der Tourist lernt, wie man die Umwelt nachhaltig bereist».

Im Flugblatt sind einige mögliche Handlungsfelder aufgezeigt: Die Besucherzahl soll schon im Schlattli dosierend oder in der Bergstation lenkend verteilt werden. Beim ehemaligen ­alpinen Schwimmbad könnte ein natürlicher Badesee erstellt werden. Die Gaststätten könnten verpflichtet werden, mindestens ein regionales, gesundes Bio-Menü anzubieten. Die Ringstrasse müsste tagsüber zwingend verkehrsfrei sein, auf der nur eine Ringstrassenbahn verkehrt.

Franz Steinegger, Bote der Urschweiz
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