Mit 215 von möglichen 246 Stimmen erzielte die Schwyzerin Beatrice van de Graaf bei ihrer Wahl durch die Vereinigte Bundesversammlung ein sensationell gutes Resultat.
Denken Sie noch oft an diesen Tag zurück?
Meine Wahl zur ordentlichen Bundesrichterin durch die Vereinigte Bundesversammlung war ein einschneidendes Erlebnis, an das ich sehr gerne und sehr oft zurückdenke.
In Ihrem Amt sehen Sie nun, wie die Rechtsprechung in den verschiedenen Kantonen funktioniert. Wie beurteilen Sie diesbezüglich den Kanton Schwyz?
Der Kanton Schwyz verfügt auf sämtlichen Stufen der Justiz über ausgezeichnete Juristen und Fachkräfte.
Ist Schwyz im nationalen Vergleich immer noch ein Stück heile Welt?
Die Kriminalitätsstatistik des Kantons Schwyz habe ich bislang nicht mit jener anderer Kantone verglichen. Nach meiner Einschätzung ist die Welt im Kanton Schwyz etwa gleich heil wie in den anderen Kantonen.
Wie haben Sie sich eingelebt?
Ich wurde am Bundesgericht sehr gut aufgenommen und habe mich bestens eingelebt. Sie sind die erste vollamtliche Bundesrichterin aus dem Kanton Schwyz.
Spüren Sie eine gewisse Erwartungshaltung? Welche Erwartungen haben Sie an sich selbst?
Die Einwohner des Kantons Schwyz wie auch der anderen Kantone dürfen die Erwartung an mich haben, welche sich mit der Erwartung an mich selber deckt: dass ich meine Aufgabe nach bestem Wissen und Gewissen, mit Sorgfalt und mit all meinen Kräften erfülle.
Haben sich Ihre Vorstellungen bewahrheitet?
Überraschungen ergaben sich keine. Ich wusste bereits vor meinem Amtsantritt, was die Tätigkeit eines ordentlichen Bundesrichters beinhaltet. Deshalb deckten sich meine Vorstellungen mit der Tätigkeit, die mich erwartet hat.
Was hat Sie damals dazu bewogen, in den Richterberuf zu wechseln?
Es war mir immer ein Bedürfnis, in Rechtsfragen die aus meiner Sicht objektiv richtige Lösung vertreten zu können, unabhängig von den Interessen der am Verfahren beteiligten Parteien.
Haben Sie Vorbilder?
Vorbilder gibt es viele. Es handelt sich um Menschen des täglichen Lebens, die mich auf irgendeine Art und Weise beeindruckt haben oder beeindrucken. Frauen sind am Bundesgericht immer noch untervertreten.
Warum?
Die Gründe dafür kenne ich nicht. Frauen sollten indessen mutiger sein, sich um ein solches Amt zu bewerben.
Was zeichnet eine gute Richterin aus?
Distanz zum Konflikt, Objektivität, Sachlichkeit und ein ausgeprägter Sinn für Fairness sind Eigenschaften, über die ein Richter verfügen sollte.
Sie arbeiten in Lausanne. Sind Sie noch oft in Schwyz? Heimweh?
Schwyz ist nach wie vor mein Lebensmittelpunkt, und ich verbringe sehr viel Zeit hier. Es gibt deshalb keinen Grund für Heimweh. Ich schätze es, in Lausanne arbeiten zu dürfen, geniesse aber auch die Zeit, die ich zu Hause in Schwyz verbringe.