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Kanton
26.09.2020

Nur noch eine einzige Pilzkontrollstelle

Bild: zvg
Da die Schwyzer Gemeinden Geld sparen wollen, gibt es seit dieser Pilzsaison nur noch eine amtliche Pilzkontrollstelle in diesem Kanton.

Selber Pilze im Wald sammeln und zu Hause ein Pilzrisotto kochen, hat seinen Reiz. Ganz ungefährlich ist dies jedoch nicht. «Champignons werden oft mit dem weissen Knollenblätterpilz verwechselt, was tödlich enden kann», warnt der einzige offizielle Pilzkontrolleur im Kanton Schwyz, Markus Schwery. «Steinpilze werden gern mit dem Galllenröhrling vertauscht», sagt er weiter. Dieser sei zwar nicht giftig, allerdings äusserst bitter und schmecke wortwörtlich wie Galle. Angestellt ist Schwery vom Bezirk Küssnacht und kontrolliert die Pilze der Sammler aus Küssnacht und Weggis. Da jedoch alle anderen Gemeinden des Kantons aufgrund von Sparmassnahmen ihre Pilzkontrollstellen abgeschafft haben, kontrolliert er auch die Pilze von Sammlern aus anderen Gemeinden.

Ist die Abschaffungüberhaupt erlaubt? Ja. Das aktuelle Lebensmittelgesetz schreibt den Gemeinden und Kantonen keine Kontrollstelle vor. Die Selbstverantwortung der Konsumenten wird in diesem Gesetzesartikel betont.

Gemeinden sparen kaum

«In den letzten Jahren verschwanden die Pilzkontrollstellen der anderen Gemeinden zusehends», berichtet Schwery. Verständnis dafür hat er nicht, denn finanziell ist das Betreiben einer amtlichen Stelle kein grosser Aufwand für eine Gemeinde. «Der Finanzaufwand für unsere Pilzkontrollstelle beträgt pro Jahr nur wenige 1000 Franken», gibt der Küssnachter Landschreiber Marc Sinoli Auskunft. Doch nicht nur aus monetären Gründen stört sich Schwery an den Abschaffungen: «Kann bloss eine einzige Vergiftung durch die Pilzkontrolle verhindert werden, lohnt sich diese für die Bevölkerung», sagt er. In der letzten Pilzsaison gab es zumindest noch die Stelle in Willerzell.

Nachfrage ist hoch

Das Verhalten der Gemeinden stösst auch beim Pilzverein Einsiedeln auf Unverständnis. «Wir führen viele Kurse zum Pilzesammeln durch», berichtet Marco Gschwend, Leiter der technischen Kommission des Pilzvereins Einsiedeln, und fügt an: «Die Kurse sind sehr gefragt, und die Nachfrage nach Pilzkontrollen in der Bevölkerung ist wirklich hoch.» Zu Recht: Pilze eindeutig zu bestimmen, ist nicht leicht. Dies weiss Hobbypilzsammler Charly Keiser nur zu gut. «Bevor man selbst gesammelte Pilze ohne Kontrolle verspeist, sollte man diese in verschiedenen Stadien und an verschiedenen Orten gesehen haben», rät Keiser. Nur auf diese Weise lerne man, die Pilze eindeutig voneinander zu unterscheiden.

Dieses Wissen erspart Charly Keiser nicht nur den Gang zu einer offiziellen Kontrollstelle, sondern er konnte es auch seinem Sohn Martin Keiser weitergeben, dem Wirt des Berggasthauses Wildspitz. Wie sein Vater sammelt der gelernte Koch Pilze im Gebiet des Rossberges und verwendet diese für Menüs. Für ihre Fachkenntnis sind die beiden in der aktuellen Pilzsaison wirklich zu beneiden.

Redaktion March24 & Höfe 24
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