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12.01.2022

Grossverbraucher sollen im Notfall Strom sparen

Das europäische Stromnetz ist fragiler als je zuvor – der Bund bereitet sich deshalb auf Strommangellagen vor und nimmt dafür nun die Grossverbraucher in die Pflicht.
Das europäische Stromnetz ist fragiler als je zuvor – der Bund bereitet sich deshalb auf Strommangellagen vor und nimmt dafür nun die Grossverbraucher in die Pflicht. Bild: Archiv
Der Bund fordert alle Grossverbraucher dazu auf, bereits heute Szenarien zu entwickeln, um bei einer Strommangellage und damit einer Kontingentierung von Strom gerüstet sein.

Am Tage des Lockdowns – man mag sich vage daran erinnern – schien die Welt stillzustehen. Schlimmer kanns nicht kommen, glaubte man. Oh doch, und wie: Ein Strom-Blackout nämlich würde das komplette Leben einfrieren, die Gesellschaft auf einen Schlag um 150 Jahre zurückwerfen.

Kritische Situationen bereits im letzten JAhr

Reine Schwarzmalerei? «Nein, das kann schneller passieren, als man denkt», warnt Christoph Eugster, Leiter Netz Elektrizität bei der EW Höfe AG. Allein letztes Jahr habe es zwei bis drei kritische Situationen gegeben, so viele wie im vergangenen Jahrzehnt insgesamt.

Das lag nicht etwa bei den schweizerischen Elektrizitätsversorgern, sondern am instabiler werdenden europäischen Netz. Politische Lage, vermehrter Strombedarf und fehlendes Stromabkommen sind die Stichworte dazu.

Auf Strommangellage vorbereiten

In einem Schreiben fordert die «Organisation für Stromversorgung in ausserordentlichen Lagen (Ostral)», die Grossverbraucher auf, sich auf eine Strommangellage vorzubereiten. Ein Grossverbraucher kann ein Betrieb sein, welcher mit mehreren Maschinen hantiert – zum Beispiel eine Handwerkerfirma.

Eine Strommangellage tritt bei einer flächendeckenden Stromknappheit ein. Dabei würde der Strom kontingentiert, und zwar je nach Lage um 10, 20 oder 30 Prozent, basierend auf dem jeweils letztjährigen Stromverbrauch.

Grossverbraucher sollen jetzt schon sparen lernen

Was heisst dies nun konkret für eine Firma? Die Verantwortlichen sollten sich bereits heute Gedanken machen, wie sie diesen Strom einsparen können, um für den Ernstfall gerüstet zu sein, empfiehlt Christoph Eugster als Ostral-Verantwortlicher bei der EW Höfe AG.

Wie man dieses Szenario durchspielen kann – eine Pflicht dazu besteht allerdings nicht – wird in der Ostral-Broschüre beschrieben. Dabei reicht es natürlich nicht, lediglich unnötiges Licht oder die Kaffeemaschine abzuschalten. Vielmehr ist von Filialschliessungen oder vom Stilllegen ganzer Maschinenreihen die Rede. Je nach Struktur eines Betriebs könne dies eine grosse Herausforderung sein, ist sich Eugster bewusst.

Weiterer Stromausbau ist schwierig

Da stellt sich die Frage, warum denn nicht mehr Strom produziert oder wenigstens gefördert wird, wenn schon eine Strommangellage befürchtet wird? Das sei gar nicht so einfach, gibt Eugster zu bedenken. Kern- und Kohlekraftwerke seien zurzeit keine Alternative, die Wasserkraft weitgehend ausgeschöpft.

Zudem seien viele Projekte wie Windkraftanlagen durch Einsprachen blockiert oder schon erledigt. Am ehesten lasse sich eine vermehrte Stromproduktion tatsächlich durch Sonnenenergie verwirklichen. Sie ist jedoch vom Wetter abhängig und dürfte den Stromhunger unserer Industrienationen kaum stillen.

Helfen kann wohl nur noch die Technik

Grosse Hoffnungen, um solch einen Krisenfall zu vermeiden, setzt Eugster jedoch in die Smart-Meter, die zurzeit wortwörtlich am Laufmeter installiert werden.

Diese intelligenten Stationen steuern das Lastmanagement, was gerade mit der Elektrifizierung der Mobilität, also den Elektroautos, an Bedeutung gewinne.

Dank den Smart-Metern könne genau dann Strom bezogen werden, wenn auch Strom vorhanden ist. So werde das Auto vielleicht nicht nachts, sondern mittags geladen, wenn all die Photovoltaikanlagen auf Hochbetrieb laufen.

Andres Knobel, Redaktion March24 & Höfe24
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