Ende Oktober sagte Jakob Marti, der Leiter der Glarner kantonalen Hauptabteilung Umwelt, Wald und Energie, er erwarte, dass auch rund um die Kehrichtverbrennungsanlage Linth in Niederurnen Dioxine gefunden würden.
Und: «Der Fall Lausanne ist beunruhigend.» In Lausanne mussten die Behörden im Oktober für grosse Teile der Stadt Verhaltensempfehlungen ausgeben, weil um den ehemaligen Standort einer KVA hohe und gesundheitsgefährdende Dioxinwerte in Bodenproben gefunden worden waren.
Entnommene Proben enthalten Dioxin – aber wenig
Die Erwartung von Jakob Marti hat sich erfüllt, aber ein Grund zur Beunruhigung besteht laut einer Medienmitteilung seiner Abteilung nicht.
Ende Oktober sind auch in Niederurnen Bodenproben entnommen worden. In den fünf Proben ist zwar erwartungsgemäss Dioxin gefunden worden, aber die Werte sind laut Marti so tief, dass kein Handlungsbedarf besteht.
In den Hauptwindrichtungen
Die fünf Proben sind in Niederurnen nordwestlich und südöstlich – also in den beiden Hauptwindrichtungen – der KVA Linth, zu der unter anderen alle Ausserschwyzer Gemeinden, Einsiedeln Alpthal sowie Unter- und Oberiberg gehören, entnommen worden.
Die Resultate der Analyse würden jetzt vorliegen und könnten mit den massgeblichen Werten der bundesrätlichen Verordnung über Belastungen des Bodens verglichen werden, heisst es in der entsprechenden Medienmitteilung des Kantons Glarus.
Werte werden nicht überschritten
Diese Verordnung legt für verschiedene Stoffe je einen Sanierungs-, einen Prüf- und einen Richtwert fest. Die Überschreitung des Sanierungswertes löst eine Pflicht zur Sanierung und zur Einstellung der Nutzung aus.
Der Prüfwert ist tiefer als der Sanierungswert. Wird er überschritten, so muss der Kanton prüfen, ob eine Gefährdung vorliegt, und allenfalls Nutzungseinschränkungen erlassen.
Noch einmal tiefer ist der Richtwert. Wird der Richtwert nicht überschritten, sind keine Massnahmen notwendig, weil die langfristige Fruchtbarkeit des Bodens gewährleistet ist.
Grossräumiger verteilt
Für die tiefen Werte in Niederurnen nennt Jakob Marti zwei mögliche Gründe. Zuerst einmal sei die Zeit zwischen dem Bau der KVA und dem Einbau einer verbesserten Rauchgasreinigung «eher kurz» gewesen. Das jetzt gefundene Dioxin stammt nämlich immer noch aus dieser Phase, die von 1973 bis 1984 dauerte.
Der zweite Grund ist möglicherweise das Wetter. Die windige Lage der KVA Linth könnte dazu geführt haben, dass die Schadstoffe weiter vom Kamin weggetragen und dadurch verdünnt worden sind.
Hochgiftige Stoffe
Dioxine und Furane sind eine Gruppe hochgiftiger Stoffe, die – in der KVA, aber auch zu Hause im Cheminée – bei der Verbrennung etwa von Kunststoffen entstehen können.
Sie sind krebsfördernd und vermutlich auch krebserregend. Ausserdem können sie zu Missbildungen bei Föten führen. Die Gifte werden von Menschen vor allem über belastete tierische Nahrungsmittel wie Eier, Fleisch und Milch aufgenommen.
In die Nahrungskette gelangen sie über pflanzliches Futter, und sie werden dort angereichert. Seit den 1990er-Jahren konnte der Ausstoss in der Schweiz stark gesenkt werden.